Power Dressing

Macht und Politik: Mode mit „Message Control“

Kleiderwahl und modische Aspekte spielen als Teil der perfekten „Message Control“ auch in politischen Sphären eine Rolle. Die Botschaften reichen von Widerstand bis Machtgehabe.

Mit oder ohne, lustig-bunt oder klinisch-neutral, mit Camouflagemuster oder dezent aufgenähtem Tricolore-Fähnchen: Die Maskenfrage stellte sich weltweit auch Vertretern der Spitzenpolitik in den letzten Wochen – bei ihnen allerdings kam der jeweils getroffenen Entscheidung bei öffentlichen Auftritten unweigerlich eine Dimension der „Message Control“ bei. Nancy Pelosi etwa entschied sich nicht nur für relativ auffällige Modelle, teilweise abgestimmt auf ihre Kleidung, sondern, durch dieses modische Betonen ihres Mund-Nasen-Schutz-Tragens, auch für eine Untermauerung ihrer Opposition zu einem krisennegierenden, maskenlosen Präsidenten Trump.

Selbst in Österreich lassen sich deutliche Unterschiede in den politisch relevanten Maskierungsgepflogenheiten bemerken – und das auch jenseits von zum Teil verstörenden Bildern aus dem Hohen Haus, die unmaskierte Parlamentsmitglieder ohne Sicherheitsabstand zueinander zeigten: Die Wahl einer medizinischen Einwegmaske mit neutraler Anmutung transportiert eine andere Botschaft als eine textile Mehrwegmaske aus afrikanischem Wachsstoff.

REUTERS (POOL New)


Ohne Schuhe, ohne Krawatte. Hier wie anderswo gilt: Vertreter des Volkes haben Vorbildwirkung, stehen im Licht der Öffentlichkeit und sollten im Idealfall durch ihr Auftreten ihr verantwortungsvolles Handeln unterstreichen. Wenn schon in Managementseminaren der Business-Dresscode anhand zahlreicher Dos und Don’ts dekliniert wird, gehören Übersetzungen desselben selbstverständlich auch zur politischen „Message Control“. Das MNS-Tragen in Coronazeiten stellt eine Zuspitzung der Situation dar  – oder einen phasenweise unterhaltsamen Diskurs –, eigentlich geht es aber um den Machtanspruch, der auch mit vestimentären Codes untermauert wird.

Wer sich freilich auf das Gebiet der Stilkritik in diesem Zusammenhang bewegt, betritt ein heikles Terrain. Ein Kommentar zur falschen Zeit – und sei es zu früh – oder aus fragwürdigem Blickwinkel zieht seinerseits Kritik und Häme auf sich. Als etwa „die Presse“ den ersten öffentlichen Auftritt von Brigitte Bierlein als Alexander van der Bellens Kandidatin für die Interimskanzlerinnenschaft analysierte und den Rüschenkragen ihrer Bluse als Verweis auf die Tradition richterlicher Bekleidung und damit ein mögliches Amtsverständnis interpretierte, fand das nicht nur Zustimmung. Viele, die sich zu Wort meldeten, bemängelten allerdings nicht die inhaltliche Ebene der Analyse, sondern dass diese überhaupt stattfand.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.