Der Hamburger Volksentscheid gegen eine Verlängerung der Volksschule sei kein Zeichen für eine generelle Ablehnung der Gesamtschule, glaubt Bildungsministerin Claudia Schmied. Wichtig sei die schrittweise Einführung.
Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) findet den Volksentscheid in Hamburg gegen eine Verlängerung der Volksschule zwar "persönlich schade". Als Zeichen für eine generelle Ablehnung jeder Art von Gesamtschule durch die Bevölkerung will sie das Ergebnis allerdings nicht sehen. "Ich betone, dass Österreich hier einen anderen Weg geht", sagte sie am Dienstag. Schuld am negativen Votum ist für sie die Polarisierung zwischen Plänen der Politik und Bürgerinteressen. "Bildungspolitik gegen Eltern kann nicht funktionieren", meint Schmied.
Es sei "klüger", schrittweise vorzugehen, wie Österreich das bei der geplanten Neuen Mittelschule tue, die ja eine Vorstufe zu einer gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-jährigen sein soll. Als zusätzlichen Indikator für große Zustimmung sieht die Ministerin, "dass jeder einzelne Standort, der dabei ist, sich aktiv bewerben musste".
Im Büro von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP), die zuletzt mit ihrer Forderung nach einem "Gymnasium für alle" für Aufregung in der eigenen Partei gesorgt hatte, gibt es keinen Kommentar zum Ergebnis der Abstimmung. Stattdessen wird auf das neue Bildungsprogramm der ÖVP verwiesen, das im Herbst präsentiert werden soll und an dessen Erstellung Karl federführend beteiligt ist.
Schlechterer Lernerfolg in Gesamtschule?
Als klare Ablehnung der Gesamtschule wertet Eva Scholik, AHS-Vertreterin in der Lehrergewerkschaft (Fraktion Christlicher Gewerkschafter), die Nachricht aus Hamburg. Immerhin sei die Verlängerung der Volksschule "nicht von Vorteil für die Kinder", so Scholik. Studien würden belegen, dass Schüler in Gesamtschulsystemen einen schlechteren Lernerfolg und einen niedrigeren Wissensstand als Gymnasiasten vorweisen. Das Unterrichtsministerium würde diese Ergebnisse jedoch "aus ideologischen Gründen nicht veröffentlichen".
Schmied will unterdessen weiterhin die Schaffung einer Modellregion für die Neue Mittelschule im "Pionierland" Vorarlberg forcieren, sie sei dazu laufend in Gesprächen mit dem dortigen Landesschulrat Siegi Stemer (ÖVP). "Die entscheidende Frage ist: Wie können wir auch die AHS-Standorte gewinnen?" Derzeit nehmen zwar 90 Prozent der Vorarlberger Hauptschulen, aber keine der zwölf AHS an der Neuen Mittelschule teil.
Gegen eine Modellregion spricht außerdem die Obergrenze von zehn Prozent der Pflichtschulen bundesweit, die bereits mit kommendem Herbst ausgeschöpft sein wird. Schmied zeigt sich dennoch optimistisch: "Hier vertraue ich auf die Kraft Vorarlbergs." Immerhin sei das Bundesland auch Auslöser dafür gewesen, dass die Zehn-Prozent-Grenze pro Bundesland von der Regierung abgeschafft wurde.
(APA)