Italien

Bergamo will Gerechtigkeit für seine Covid-Toten

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Versagens der Behörden in der Corona-Krise - angehört wurde auch Premier Conte. Im Zentrum steht die Frage, warum manche Gemeinden trotz hoher Infektionszahlen nicht früher abgeriegelt wurden.

Die Schreckensnachricht aus dem Spital erreichte Cristina Longhini am Telefon: „Ihr Vater wird in wenigen Stunden sterben“, warnte ein Arzt die Apothekerin aus Bergamo. Als der 65-Jährige dann aus dem Leben schied, vergaß man, die Frau zu benachrichtigen.

Der Vater war im März mit hohem Fieber und Atemnot ins überfüllte Spital Papa Giovanni XXIII. der norditalienischen Stadt Bergamo eingeliefert worden. Diagnose: Covid-19. Er sei Anfang März krank geworden, aber der Hausarzt habe einen Besuch abgelehnt und eine Ambulanz sei tagelang nicht gekommen, schildert heute seine Tochter. Als der Mann schließlich doch ins Spital kam, verlor sich seine Spur. Tagelang erhielt die Tochter keine Auskunft, trotz wiederholter Kontaktversuche.

Irgendwann, inmitten dieser Horrorwoche, kam dann ein Anruf mit der verzweifelten Bitte: Sie solle irgendwo ein Intensivstation ausfindig machen, die den Vater aufnehmen könne. Alle Betten im Spital seien belegt. Die nächste Nachricht war die schreckliche Todesbotschaft.

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