Muss man Geschichte „architektonisch neutralisieren“? Gehören Gedenksteine ins Museum? Warum die Umbaupläne für Hitlers Geburtshaus in Braunau ein fatales Signal sind: Bilanz eines Zeitgeschichtlers.
Als Wolfgang Sobotka noch einfach nur Innenminister war und nicht irrtümlich als „Zeithistoriker der Nation“ galt, bezeichnete er eine Schleifung des Hitler-Geburtshauses in Braunau am Inn als „sauberste Lösung“. Das Innenministerium richtete schließlich eine „Kommission zum historisch korrekten Umgang mit dem Geburtshaus Adolf Hitlers“ ein. So etwas kann nur einem versierten Geschichtslehrer einfallen. Beamten-Innenminister Peschorn schwadronierte schließlich im vergangenen Jahr, als er die Umgestaltung des Gebäudes und den Einzug der Polizei verkündete: „Wir wollen das Haus als Ganzes der Erinnerung entziehen und es so neutralisieren!“ Der Grundsatz „Niemals vergessen!“ solle dabei aber natürlich nicht außer Acht gelassen werden. Außerdem: „Die Polizei ist von sozial nicht weit entfernt.“
Der von der Bundesimmobiliengesellschaft im Auftrag des Innenministeriums ausgeschriebene Architekturwettbewerb formulierte dann knapp: „Durch die äußerliche Umgestaltung des Bestandsgebäudes soll die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus beseitigt (werden).“ Mit keiner Silbe wurde in den Ausschreibungsunterlagen erwähnt, was es mit dem Gebäude auf sich hat. Nur dem beigegebenen Luftbild des Projektgebiets konnten interessierte Architekten durch eine kleine Markierung entnehmen, dass es sich um das „Hitler-Geburtshaus“ handelt.