Die Welt bis Gestern

Das späte Erwachen der Villa

Zu pompös, zu barock, so gar nicht ihrem Geschmack entsprechend: Kaiserin Elisabeth schlief nie in diesem Bett in ihrem Schlafzimmer in der Hermesvilla.
Zu pompös, zu barock, so gar nicht ihrem Geschmack entsprechend: Kaiserin Elisabeth schlief nie in diesem Bett in ihrem Schlafzimmer in der Hermesvilla.(c) Gerhard Trumler / Imagno / picturedesk.com (Gerhard Trumler)
  • Drucken

50 Jahre lang konnte die Republik nichts anfangen mit diesem Erbe: Die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten, eine Hommage Kaiser Franz Josephs an seine Sisi, war eine Ruine.

Neunzehnjährige haben eine Abneigung gegen Sonntagsausflüge mit den Eltern. Auch 1887, als die junge Marie Valerie, Tochter aus kaiserlichem Hause, ein Waldschlösschen unweit von Schönbrunn besuchen musste: „Wiese, niederer kümmerlicher Wald, niederösterreichische Ebene ... lebensmüder Springbrunnen zu ebener Erde“, schrieb sie, und das Gebäude selbst sei unpraktisch, ungemütlich. „Ach wären wir wieder daheim!“

Marie Valerie war die Lieblingstochter von Kaiserin Elisabeth, und das Waldschlösschen war die Hermesvilla im kaiserlichen Jagdgebiet von Lainz. Kaiser Franz Joseph hatte das „Jagdhaus im k.k. Tiergarten“ in kurzer Bauzeit, 1882 bis 1886, errichten lassen, um seiner zunehmend reiselustigen Frau, die die Mauern der Hofburg als unwirtliches Gefängnis empfand, einen Zufluchtsort zu ermöglichen. Mit mäßigem Erfolg. Und das, obwohl sie hier draußen über einen riesigen ummauerten Wildtierpark verfügte, der ideal geeignet erschien für die exzessiven Spaziergänge, mit denen die Kaiserin ihre Hofdamen zu quälen pflegte. Elisabeth zog dann aber doch den warmen Süden Europas vor.

War die Finanzierung sauber?

Der Ringstraßenarchitekt Carl von Hasenauer, den Franz Joseph sehr schätzte und dem er auch den Burgtheaterbau anvertraute, hatte die zweigeschoßige Landvilla in Formen der französischen und italienischen Renaissance geplant. Die Künstler, die die Gebäude der Ringstraße ausgestattet hatten, wurden auch hier herangezogen, Hans Makart, Franz Matsch, auch die Brüder Klimt. Damit sind wir bei einem wunden Punkt, nämlich bei der Finanzierung des Hauses. Eigentlich war eine Sommervilla dieser Art kaiserlicher Privatbesitz und auch aus der Privatschatulle zu finanzieren. Doch Bauakten lassen vermuten, dass die Materialkosten so wie bei den öffentlichen Gebäuden der Ringstraße über den Stadterweiterungsfonds abgewickelt wurden. Das wäre nicht ganz sauber. Die Historikerin Michaela Lindinger sieht in ihrem neuen Buch über die Villa jedoch eine „korrekte Trennung“.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.