Polizeigewalt in den USA

Trump verteidigt Würgegriff von Polizisten in Ausnahmesituationen

US-Präsident Trump will den Spagat zwischen "Chef-Tröster" und "Recht-und-Ordnung-Präsident" schaffen.
US-Präsident Trump will den Spagat zwischen "Chef-Tröster" und "Recht-und-Ordnung-Präsident" schaffen.APA/AFP/NICHOLAS KAMM
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"Härte ist manchmal am mitfühlendsten“, erklärte der US-Präsident in einem TV-Interview. Der Gouverneur von New York will den umstrittenen Würgegriff verbieten.

Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd hat US-Präsident Donald Trump die umstrittene Polizeimethode des Würgegriffes in Ausnahmesituationen verteidigt. Bei einem Kampf eines einzelnen Beamten mit einem Verdächtigen könne es manchmal dazu kommen, dass dieser einen Würgegriff anwendet.

"Was soll man dann tun, loslassen und sagen: "Lass uns noch einmal von vorne anfangen, ich darf dich nicht in einem Würgegriff halten?", sagte Trump in einem am Freitag ausgestrahlten Interview mit dem TV-Sender Fox News. Der Präsident sagte allerdings auch, dass er Würgegriffe nicht möge: "Ich finde es sehr gut, wenn sie im Allgemeinen beendet werden." Er wolle eine "mitfühlende, aber starke" Polizei auf den US-Straßen sehen.

„Härte ist manchmal am mitfühlendsten"

Trump bejahte, ob er gleichzeitig der Präsident für Recht und Ordnung und der "Chef-Tröster" sein könne. "Wenn du weich und schwach bist, bist du am Ende nicht mitfühlend", sagte Trump. "Härte ist manchmal am mitfühlendsten." Andernfalls käme es zu gefährlichen Situationen, in denen Menschen schwer verletzt würden.

"Ich denke, der Recht-und-Ordnung-Präsident kann verhindern, dass es je zu einer Situation wie in Seattle kommt", sagte Trump. In der Großstadt an der Westküste der USA haben Demonstranten eine "Autonome Zone" eingerichtet, zu der die Polizei keinen Zutritt hat. Trump bezeichnete die Demonstranten in Tweets bereits als "Anarchisten" und "Terroristen", die die Kontrolle übernommen hätten, und drohte, dass seine Regierung Maßnahmen dagegen ergreifen könnte, wenn Gouverneur Jay Inslee und Bürgermeisterin Jenny Durkan nicht handelten.

Seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis (Minnesota) gibt es in vielen US-Städten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. Mehrfach wurde Trump vorgeworfen, Öl ins Feuer zu gießen - etwa mit Tweets oder mit seiner Drohung, das Militär gegen Demonstranten einzusetzen. Zudem ist die Corona-Pandemie nicht ausgestanden. Auf die Frage: "Sind Sie der Präsident, der uns alle vereint, angesichts allem, was in diesem Augenblick geschieht?", sagte Trump: "Ich denke es sicherlich und ich hoffe es sicherlich."

New York verbietet Würgegriff zur Gänze

Mit seinen Aussagen zum Würgegriff ging Trump auf die landesweite Debatte um Polizeigewalt und Rassismus nach dem Tod Floyds ein. Ein weißer Polizeibeamter hatte Floyd am 25. Mai sein Knie fast neun Minuten lang in den Nacken gedrückt, als er am Boden lag - trotz der wiederholten Bitten des Mannes, ihn atmen zu lassen. Der Polizist und drei an dem Einsatz beteiligte Kollegen wurden entlassen, festgenommen und angeklagt. Würgegriffe der Polizei werden schon seit Jahren angeprangert, ihr komplettes Verbot wird nun diskutiert.

Der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, unterzeichnete am Freitag ein Gesetzespaket, das unter anderem maximale Haftstrafen von bis zu 15 Jahren für Polizisten vorsieht, die durch einen Würgegriff Menschen verletzen oder töten. Außerdem sollen künftig die Akten zu Fehlverhalten und Disziplinarverfahren von Polizisten leichter einsehbar sein.

Trump würde Wahlniederlage akzeptieren

Auch der US-Wahlkampf war bei dem TV-Interview auf Fox Thema. Präsident Trump würde eine Niederlage bei der Präsidentschaftswahl im November eigenen Worten zufolge akzeptieren. "Wenn ich nicht gewinne, gewinne ich nicht. Ich meine, wissen sie, mache weiter und tue andere Dinge. Ich denke, es wäre eine sehr traurige Sache für unser Land", sagte er in dem am Freitag ausgestrahlten Interview.

Der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, hatte zuletzt in einem Interview gesagt, dass er schon daran gedacht habe, dass Trump sich weigern könnte, das Weiße Haus im Fall einer Niederlage zu verlassen. Er fügte hinzu, er sei "absolut überzeugt" davon, dass das Militär Trump dann hinaus eskortieren würde. Trump sagte in dem Interview, dass Biden "nicht ganz da sei" und dass dies jeder wisse.

(APA/dpa)

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