100 Jahre Arbeiterkammer, 75 Jahre ÖGB – wo geht es hin? Mit der Politik läuft es wieder halbwegs, nun setzt die Krise der Gewerkschaft zu. Eine Bestandsaufnahme.
Vida zerstört unsere Träume. Vida verweigert uns, einen Job zu haben. Vida verhindert, dass wir unsere Miete zahlen können“, schrieb ein aus Italien stammender Laudamotion-Flugbegleiter in einem Email an die Gewerkschaft. „Vida hat sich heute wieder einmal als betrüblich und überholt gezeigt“, schloss ein aus Großbritannien stammender Pilot seine Nachricht an die Gewerkschaft.
Es waren durchaus heftige Worte, die in den mehr als 100 E-Mails verwendet wurden, die Ende Mai bei der Gewerkschaft Vida eintrudelten. Da waren die Verhandlungen zwischen den Arbeitnehmervertretern und der Fluglinie Laudamotion in der Nacht ergebnislos abgebrochen worden. Am nächsten Tag erklärte die Lauda-Mutter Ryanair, die Basis in Wien definitiv schließen zu wollen.
Doch dann wurde das Schlimmste abgewendet, knapp eine Woche später konnte doch ein Kompromiss gefunden werden. Dennoch hinterließ das wochenlange Ringen um einen Kollektivvertrag bei Laudamotion ungewöhnliche Bilder: Von Mitarbeitern, die gegen ihre eigenen Arbeitnehmervertreter demonstrieren, weil sie die Unterschrift unter einen Kollektivvertrag verweigern, der von der Mehrheit der Betroffenen akzeptiert wird.
„Natürlich ist die Betroffenheit von jenen, die mit dem Messer an der Kehle dastehen, anders. Wir haben aber versprochen, dass auch in der Krise niemand zurückbleibt“, sagt Vida-Chef Roman Hebenstreit. Soll heißen: Auch in der aktuellen größten Wirtschaftskrise seit fast 100 Jahren dürfe man nicht gewerkschaftliche Mindeststandards über Bord werfen.