Der US-amerikanische R&B-Sänger John Legend betört musikalisch mit seinem sechsten Album „Bigger Love“. Ein Revolutionär ist er allerdings immer noch nicht.
Wollte man den Zyniker in sich herauskitzeln, könnte man John Legend als eine Art Onkel Tom der Gegenwart bezeichnen. Er wirkt wie der Inbegriff des netten afroamerikanischen Sängers, den selbst verzopfte Weiße sympathisch finden. In seiner Inszenierung ist Legend eine Figur des schwarzen Bürgertums. In jener dezenten Art, wie es vor ihm Nat „King“ Cole war, aber auch Sidney Poitier und Harry Belafonte. Verbindlich im Auftreten und doch explizit, wenn es um Rassismus und White-Supremacy-Politik geht.
Seit vielen Jahren betreibt Legend eine Stiftung namens FreeAmerica, die sich für eine Reform des US-amerikanischen Justizwesens einsetzt. Wenn er die Gelegenheit hat, etwa bei seinen Reden bei den Grammy-Verleihungen, nimmt er sich, was Themen wie Diskriminierung und Rassismus betrifft, kein Blatt vor den Mund.