Die grüne Klubobfrau kritisiert die Tiroler ÖVP.
Wien. Der Konflikt zwischen ÖVP und Grüne ist offenbar noch nicht beseitigt: Die Klubobfrau der Grünen im Parlament, Sigrid Maurer, hat am Sonntag massive Kritik an der Tiroler ÖVP geäußert. ÖVP-Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler hatte zuvor die Gewässerschutzsprecherin des WWF „widerwärtiges Luder“ genannt. In der ORF-Sendung „Hohes Haus“ meinte Maurer, übrigens gebürtige Tirolerin: „Wir haben ein Problem mit strukturellem Sexismus, auch die Tiroler ÖVP hat ganz eindeutig so ein Problem.“
Maurer kritisierte auch den Tiroler Landeshauptmann, Günther Platter (ÖVP). Dessen Neuwahlandrohung sei „unsäglich“ gewesen, diese Reaktion jedenfalls „eindeutig der falsche Weg“. Platter hätte sich eindeutiger positionieren müssen, findet Maurer.
Der Vorfall zeige auch, dass die Tiroler ÖVP dringend eine intensive Auseinandersetzung mit strukturellem Sexismus brauche. Als erste Reaktion hätte sie sich erwartet, dass dieser Sager als „völlig inakzeptabel“ bezeichnet werde. Die Versuche, ihn zu relativieren, zeugten davon, dass man das Problem nicht ernst nehme und seien „erbärmlich“.
Es rumort bei den Grünen
Hintergrund: Geisler hatte sich einerseits zwar für seine Aussage entschuldigt – andererseits betonte sein Büro, dass „Luada“ in Tirol nicht sexistisch konnotiert sei. Als auch die Grünen in Tirol – immerhin Koalitionspartner der ÖVP – Kritik an Geisler äußerten, drohte Platter indirekt mit Neuwahlen. Daraufhin einigten sich die beiden Parteien auf eine gemeinsame Erklärung. Und bekannten sich zu „intensivierten Bemühungen zur weiteren Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen“.
Damit ist der Konflikt aber nicht beseitigt. Auch innerhalb der Grünen rumort es. Viele ärgern sich über den geringen Widerstand von Landesparteichefin Ingrid Felipe. (APA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2020)