Climate Fiction

Klimaroman: Wo bleibt die Endzeit?

Das Genre der „Climate Fiction“ boomt: Über Meisterwerke, Verkündigungsprosa und sechs Beispiele aus jüngster Zeit.

Das Genre hat längst einen eigenen Namen: „Climate Fiction“, kurz „Cli-Fi“. Literatur also, die Szenarien des Klimawandels in den Mittelpunkt von Geschichten stellt oder ihnen zumindest einen bedeutsamen Platz darin einräumt. Bald zehn Jahre ist der Begriff alt und er kommt nicht zufällig aus dem Land, das in diesem Jahrtausend auch die meisten Klimawandelromane hervorgebracht hat: den USA.

Cli-Fi, das ist gut gewählt, erinnert an Sci-Fi, und um haarsträubende Zukunftsszenarien geht es ja vornehmlich, dort wie da. Oder sollten wir sagen: ging? Denn was in den letzten Jahren ebenfalls bemerkbar ist: Klimawandelromane bewegen sich von der Apokalypse weg, sie rücken immer mehr in unsere Gegenwart hinein, werden realistischer. Auch das hat die Climate mit der Science Fiction gemeinsam: Deren erschreckendste Fiktionen, ob über Naturkatastrophen, Roboter-Weltherrschaften oder Überwachungsgesellschaften, entstanden, als die Bedrohung noch in der Ferne lag. Je realer diese wird, desto mehr mäßigt sich die Erfindungskraft. Was paradox klingt, hat seine Logik. Mit einer fernen Bedrohung lässt sich noch wild spielen. Ist sie einmal ganz nah, drängt die Gegenwart sich hinein: Wie geht diese um damit, wie leben Menschen jetzt damit? Was kann Literatur ihnen geben?

Vielleicht ist die Gegenwart mit ihrer intensiv wie nie zuvor geführten Klimadebatte momentan sogar zu nah. Vielleicht hemmt diese Debatte, in der es so wichtig ist, „das Richtige“ zu sagen, auch Autoren. Die überzeugendsten Cli-Fi-Romane jedenfalls liegen etliche Jahre zurück. Ob das nun T. C. Boyles „Ein Freund der Erde“ ist, in dem ein Ex-Ökoterrorist 2025 in einer Welt ohne Biodiversität haust; oder Margaret Atwoods Trilogie aus „Oryx und Crake“, „Das Jahr der Flut“ und „Die Geschichte von Zeb“, die vor dem Hintergrund einer Ökokatastrophe spielt.

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