Exkurs

Erinnert „Penny Lane“ an den Sklavenhandel?

"There beneath the blue suburban skies": Straßenschild der Penny Lane.
"There beneath the blue suburban skies": Straßenschild der Penny Lane.REUTERS/Jason Cairnduff
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Auch in Liverpool wird im Zug der „Black Lives Matter“-Bewegung über Umbenennung von Straßen debattiert. Betroffen ist eine Straße, nach der ein Beatles-Song heißt.

Die Schilder wurden so oft von Beatles-Fans gestohlen, dass sich die Stadtverwaltung eine Zeit lang darauf verlegte, den Straßennamen nur mehr aufzumalen: Penny Lane, eine recht ländlich anmutende Straße unter dem Vorstadthimmel („suburban skies“) von Liverpool, mündet in einen Platz mit Kreisverkehr („shelter in the middle of a roundabout“), den Paul McCartney so innig besungen hat, dass bis heute jeder Tourist dort im Rahmen der „Magical Mystery Tour“ ein Foto schießt. (Wie auch am Eingang des ehemaligen Waisenhauses „Strawberry Field“, das John Lennon zum Lied inspiriert hat, das 1967 gemeinsam mit „Penny Lane“ auf einer Single erschienen ist.)

Vergangene Woche wurden vier der – seit 2007 äußerst robust befestigten – Straßenschilder beschmiert, unter anderem mit dem Wort „racist“: Gemeint ist James Penny, ein Liverpooler Kaufmann und Kapitän des 18. Jahrhunderts, der mit Sklavenhandel reich wurde und diesen im britischen Parlament vehement verteidigte, unter anderem mit dem Argument, dass eine Abschaffung dem Wirtschaftsstandort Liverpool schaden würde. Tatsächlich war seine Stadt ein weltweites Zentrum dieser unmenschlichen Branche; allein 1799, im Todesjahr Pennys, wurden über 45.000 Menschen auf Liverpooler Sklavenschiffen aus Afrika abtransportiert.

2007 wurde das International Slavery Museum in Liverpool eröffnet – und eine Debatte über die unselige Vergangenheit der Stadt begann, in deren Zug auch überlegt wurde, nach Sklavenhändlern benannte Straßen umzubenennen. Darunter die Penny Lane, wovon die Tourismusbranche naturgemäß nicht begeistert war.

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