Kolumne

Lexikon der Dinge: Die Taschenlampe

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Am Schicksal der Taschenlampe ist auch das Schweizer Messer der Digitalisierung schuld: das Smartphone.

Entweder alles ist voller Lichtmüll. Also leuchtende Restln, die halt so hängenbleiben am Himmel, weil darunter ein paar Menschen ein paar unnötige Details des Ganzen extrahell sehen wollen. Oder es ist Vollmond. Jedenfalls scheint die Welt gar nicht mehr richtig finster zu werden. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum aus der alten Taschenlampe daheim zuverlässig Batteriesäure quillt. Seit dem letzten Pfadfinderlager wurde sie nicht mehr aus der Kiste geholt, in der auch das Schweizer Messer liegt, an dem noch immer ein wenig Butterbrot von damals klebt. Und auch sonst hat sich kaum jemand um die Taschenlampe gekümmert. Am wenigsten die Designer. Hinten Batterie rein und vorn Licht raus, mehr brauchte man nicht zu wissen. Der Letzte, der Taschenlampen wirklich benötigte, war das "Gruselwusel" aus Christine Nöstlingers gleichnamigem Buch. Es waren seine Augen.

Am Schicksal der Taschenlampe ist auch das Schweizer Messer der Digitalisierung schuld: das Smartphone. Es kann Taxis rufen, Position bestimmen und den Weg leuchten. Nur nicht Milch schäumen und Bier öffnen. Oder doch. Aber meistens nur einmal. Aber zum Zelten nimmt man eh meist Dosen, oder? Taschenlampen braucht man hauptsächlich, um seinen Kindern zu zeigen, was eine Taschenlampe ist.

Umso schöner, wenn sich Designer wieder damit beschäftigen. Dabei die Taschenlampe als Werkzeug verstehen. Und sie die Nutzer, die sie ja nie nutzen, in der Hand halten lassen, als wäre sie ein Hammer. "Trace" von Northern ist bereit für das Abenteuer. Und die letzten dunklen Flecken der Welt.

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