Quergeschrieben

Die Kulturkrise ist kein Alleinstellungsmerkmal Österreichs

Wer profitiert von der geplanten Mehrwertsteuersenkung im Kunst- und Kulturbereich? Vorrangig multinationale Konzerne, nicht österreichische Kunstschaffende.

Unlängst auf einer feinen, coronabedingt kleinen Vernissage. Ein Immobilieninvestor überbrückt die zwischenmenschliche Einmeterdistanz mit Small Talk und fragt den Künstler durch seine Gucci-Maske besorgt, wie sich denn die Krise auswirke. Bedankt sich der Künstler freundlich für die Nachfrage: „Danke, ich kann klagen.“ Privatsache? Eh. Vielen Berufsgruppen geht es derzeit schlecht. Doch seit der Aufklärung existiert in Europa so etwas wie eine Kulturpflicht des Staats, zumindest in Kulturnationen beruhen staatliche Kunst- und Kulturförderungen auf einer Art moralischen Konsenses.

„Kunst“, sagte Klaus Biesenbach, Direktor des Museum of Contemporary Art (Moca) in Los Angeles, einmal, „ist kein Luxusgut, sondern Essenz aus gelebtem Leben, Kreativität, Wahrheit und Schönheit.“ Das klang in den vergangenen Jahren in Wahrheit ganz schön altmodisch. Denn da war das Luxusgut Kunst vor allem eines: hip. Und: hurra, sehr teuer. Schicker, schöner, größer ist aber derzeit nicht. Auch Museen werden, statt mit Blockbuster-Ausstellungen zu konkurrieren, wieder vermehrt mit den eigenen Sammelbeständen arbeiten müssen – und jenes eigenständige Profil entwickeln, das zuletzt, gerade in Österreich, oftmals eingemahnt wurde.

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