Koreanische Halbinsel

Pjöngjang sprengt Verbindungsbüro an Grenze zu Südkorea

Rauchsäule über der Grenzstadt Kaesong im koreanischen Fernsehen
Rauchsäule über der Grenzstadt Kaesong im koreanischen FernsehenAPA/AFP/JUNG YEON-JE
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Militär sprengte Verbindungsbüro in der Stadt Kaesong und prüft offenbar Vorrücken in die entmilitarisierte Zone.

Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben das gemeinsame, innerkoreanische Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong gesprengt. Die Sprengung sei am Nachmittag (Ortszeit) erfolgt, sagte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul am Dienstag. Nähere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, bei Kaesong sei nach einer Explosion Rauch aufgestiegen.

Nordkorea hat nach einer Propagandaflugblatt-Aktion südkoreanischer Aktivisten damit gedroht, bereits "entmilitarisierte" Zonen an der Grenze wieder mit Soldaten zu besetzen. "Unsere Armee beobachtet die Lage genau, in der sich die innerkoreanischen Beziehungen zusehends verschlechtern", erklärte die Armeeführung des international isolierten Landes am Dienstag.

Es würden Pläne der Regierung und der Arbeiterpartei geprüft,
wonach die Armee wieder in Zonen vorstoßen könne, die unter dem
Abkommen zwischen den beiden Ländern entmilitarisiert worden seien,
wurde der Generalstab von den Staatsmedien zitiert. Auch deutete er
an, die Volksarmee könnte ihrerseits Flugblätter nach Südkorea
schicken. Den Plänen zufolge soll die Frontlinie in eine Festung
verwandelt, und die militärische Wachsamkeit gegenüber Südkorea
weiter erhöht werden. Details zu den Zonen, in die das Militär
wiedereintreten könnte, wurden nicht genannt.

Abwurf von Flugblättern

Die kommunistische Führung Nordkoreas fühlt sich offenbar durch die
erneute Verbreitung von Flugblättern durch südkoreanische Aktivisten
und nordkoreanische Flüchtlinge an der Grenze provoziert. Dabei
wurden Ende Mai mit Ballons etwa eine halbe Million Flugblätter, die
sich gegen die autokratische Führung in Pjöngjang richten, über die
Grenze geschickt. Pjöngjang wirft der Regierung in Seoul vor, diese
schon seit Jahren durchgeführte Kampagne weiter zu tolerieren.

Nordkorea hatte mit dem Ausstieg aus einem Militärabkommen von
2018 über vertrauensbildende Maßnahmen gedroht, sowie mit
Vergeltungsaktionen, in die auch das Militär einbezogen werden
sollte. Südkoreanische Medien spekulierten jetzt, Nordkorea könnte
unter anderem wieder Soldaten in das Gebiet um seine westliche
Grenzstadt Kaesong schicken. Dort hatten beide Länder bis 2016 einen
gemeinsamen Industriekomplex betrieben. Vor der Öffnung des
Industrieparks 2004 waren auf dem Gelände Soldaten stationiert
gewesen.

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