Kommentar

Wie risikolos, wie ängstlich darf Kirche sein?

++ ARCHIVBILD ++ ERZBISCHOF FRANZ LACKNER / KARDINAL CHRISTOPH SCHOeNBORN
++ ARCHIVBILD ++ ERZBISCHOF FRANZ LACKNER / KARDINAL CHRISTOPH SCHOeNBORNAPA/GEORG HOCHMUTH
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Kardinal Christoph Schönborn verlässt nach 22 Jahren die Spitze der Bischofskonferenz. Der Salzburger Metropolit Franz Lackner ist neuer Chef des Episkopats.

Logik und Glaube sind zwei miteinander schwer zu vereinende Welten. Trotzdem: Die Wahl Franz Lackners zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz folgt in hohem Maß einer innerkatholischen Logik. Er galt schon länger als logischer Nachfolger und Wunschkandidat Christoph Schönborns in diesem Amt, das der Kardinal aus Altersgründen verlassen hat. Lackner war Vize-Vorsitzender des Gremiums, ist als Salzburger Erzbischof Metropolit einer der beiden österreichischen Kirchenprovinzen (die andere ist, erraten, Wien) und er darf, ein historisch gewachsenes Privileg, sogar Purpur tragen. Na dann!

Wenn ein 63-Jähriger einem 75-Jährigen folgt, kann nur bedingt von einem Generationswechsel gesprochen werden. Ja, die Entscheidung ist gediegen, alles andere als ein Skandal und vom unbedingten Willen zur Kontinuität getragen. Gleichzeitig ist sie aber auch Beweis einer Risikoaversität. Wie risikolos, wie ängstlich darf Kirche heute sein? Mutige Aufbrüche sind von Franz Lackner eher nicht zu erwarten, eher ein More of the same. Es sei denn, er hat seine diesbezüglichen Talente in den vergangenen 18 Bischofs-Jahren sehr gründlich unter den Scheffel gestellt. Sehr, sehr gründlich.

Das heißt nicht, dass Christoph Schönborn kein guter Vorsitzender war. Konträr. Aber jede Zeit hat ihre Protagonisten. Ein Benno Elbs, ein Hermann Glettler stehen für mehr Innovationskraft. Dass Lackners Kür auch ein Vorentscheid für die noch offene Besetzung des Wiener Bischofssitzes wäre, ist unrichtig. Vielleicht zeigt ja der Vatikan mehr Mut.

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