Vermisst

Fall Maddie: Kein Brief deutscher Behörden mit Beweisen für Tod

Aus dieser Ferienanlage in Lagos in Portugal verschwand Maddie im Jahr 2007
Aus dieser Ferienanlage in Lagos in Portugal verschwand Maddie im Jahr 2007APA/AFP/CARLOS COSTA
  • Drucken

Die Eltern bezeichneten Berichte als falsch, in denen behauptet wird, die deutschen Behörden hätten Beweise für den Tod des Mädchens.

Die Eltern der im Jahr 2007 in Portugal verschwundenen drei Jahre alten Maddie haben eigenen Angaben zufolge keinen deutschen Behördenbrief erhalten, der den Tod ihrer Tochter als bewiesen darstellt. Das teilten Kate und Gerry McCann am Dienstag auf ihrer Webseite mit.

"Die weitverbreitete Nachricht, wonach wir einen Brief von deutschen Behörden erhalten haben, der zur Aussage hat, dass es Belege oder einen Beweis für Madeleines Tod gibt, ist falsch", schrieben die beiden. "Wie viele andere unbewiesene Berichte in den Medien hat das bei Freunden und Familie unnötige Besorgnis verursacht und unser Leben ein weiteres Mal durcheinandergebracht."

Der mit dem Fall betraute Staatsanwalt in Deutschland, Hans Christian Wolters, bestätigte am Dienstag, dass nochmals ein Schreiben an die Eltern gegangen war. Über den Inhalt äußerte er sich aber nicht.

Das damals dreijährige britische Mädchen Madeleine "Maddie" McCann verschwand am 3. Mai 2007 aus einer Apartmentanlage im portugiesischen Praia da Luz. Mehr als 13 Jahre später teilten das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) und die Staatsanwaltschaft Braunschweig Anfang Juni überraschend mit, dass ein wegen anderer Delikte inhaftierter 43-jähriger Deutscher unter Mordverdacht stehe. Dazu hatte es in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" einen erneuten Zeugenaufruf gegeben.

Für die Polizei in Großbritannien gilt Maddie weiterhin als vermisst. Die Annahme der deutschen Ermittler, dass sie nicht mehr am Leben ist, hatte dort zu viel Aufsehen und Verwirrung geführt. Zahlreiche Medien hatten spekuliert, in Deutschland müssten eindeutige Beweise für Madeleines Tod vorliegen.

Verdächtiger will Bewährung

Der in Deutschland wegen eines anderen Delikts einsitzende Hauptverdächtige im Fall Maddie hat einen Antrag gestellt, den Rest seiner Freiheitsstrafe für die andere Tat zur Bewährung auszusetzen.

Das Landgericht Kiel wies den Antrag des Mannes nach Braunschweig zurück. Die mit der Sache befasste Strafvollstreckungskammer hält sich für örtlich nicht zuständig, da das Landgericht Braunschweig schon einmal mit der Frage befasst worden ist, die Strafe auszusetzen. Damals war der Mann noch in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel inhaftiert.

Der 43-Jährige ist mehrfach wegen Sexualstraftaten auch an Kindern vorbestraft und sitzt zurzeit in Kiel eine Strafe ab, die 2011 das Amtsgericht Niebüll gegen ihn verhängt hatte. Dabei ging es um den Handel mit Drogen. In Kiel endet die Haft wegen Drogendelikten im Frühjahr 2021. Der Mann hat bereits zwei Drittel dieser Strafe verbüßt.

Parallel ist gegen ihn wegen Vergewaltigungsvorwürfen eine Untersuchungshaft angeordnet. Zuletzt verurteilte ihn das Landgericht Braunschweig am 16. Dezember 2019 wegen schwerer Vergewaltigung unter Einbeziehung früherer Strafen zu sieben Jahren Haft. Er hatte 2005, rund eineinhalb Jahre vor dem Verschwinden Maddies, in Praia da Luz eine damals 72-jährige Amerikanerin vergewaltigt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Revision liegt beim Bundesgerichtshof.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Meta-Nachrichten

Über 800 Zeugenhinweise im Fall Maddie nach "Aktenzeichen XY"

Einige Hinweise seien jetzt schon als weiterführend für die Ermittlungen zu bezeichnen, so BKA-Ermittler Christian Hopp.
Weltjournal

Fall Maddie: Mann schon 2013 über Verdacht gegen ihn informiert

Die Polizei soll dem Deutschem laut "Spiegel" eine mögliche Verbindung offenbart haben.
Die dreijährige Madeleine "Maddie" McCann war 2007 aus einer portugiesischen Ferienanlage an der Südalgarve verschwunden und wurde bis heute nicht gefunden.
Ermittlung

Verdächtiger im Fall "Maddie" gerät europaweit in den Fokus der Ermittler

Der 43-jährige Deutsche, der mit dem Verschwinden der Madeleine McCann in Verbindung gebracht wird, könnte schon 1996 in Belgien eine deutsche Teenagerin getötet haben.
Cold Case

Belgien nahm alte Mordermittlung durch Fall Maddie wieder auf

Bei dem Mordfall geht es um die 16-jährige Carola Titze, deren Leichnam in einem belgischen Küstenort gefunden worden war.
Ein in der Haftanstadt in Kiel einsitzender Strafgefangener steht in Verdacht auch im Fall Maddie im Verdacht
Weltjournal

Fall Maddie: Neue Ermittlungen in Belgien zu Mord an Deutscher 1996

Nach der Wende im Fall Maddie McCann will die belgische Polizei die Ermittlungen zum Mord an einer Jugendlichen vor zwei Jahrzenten wieder aufnehmen. Verbindung zum Verschwinden eines damals sechsjährigen Buben bei Köln, sieht die Polizei keine.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.