Coronavirus-Medikament

Dexamethason: Großbritannien setzt auf neues Covid-19-Medikament

Muss ein Covid-19-Patient beatmet werden, dann soll Dexamethason die Sterblichkeit an Covid-19 deutlich verringern, hoffen Forscher in Großbritannien.
Muss ein Covid-19-Patient beatmet werden, dann soll Dexamethason die Sterblichkeit an Covid-19 deutlich verringern, hoffen Forscher in Großbritannien.APA/AFP/MARVIN RECINOS
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Eine Studie über die Wirkung des Entzündungshemmers steht vor der Veröffentlichung. Bei der Behandlung von acht schwerkranken Patienten könne statistisch ein Todesfall verhindert werden. Großbritannien will das Mittel sofort einsetzen.

Großbritannien wird ab sofort den Wirkstoff Dexamethason zur Behandlung von Covid-19-Patienten einsetzen. Das Steroid-Medikament soll noch am Nachmittag auf die Liste der Standardverfahren des Nationalen Gesundheitsdienstes gegen Covid-19 gesetzt werden, teilte Gesundheitsminister Matt Hancock am Dienstag in London mit.

Der Entzündungshemmer könnte die Sterberate bei schweren Covid-19-Verläufen senken. Darauf weisen vorläufige Ergebnisse einer klinischen Studie hin, die allerdings noch nicht veröffentlicht sind und auch nicht von anderen Experten begutachtet werden konnten. Bei Patienten, die künstlich beatmet wurden und das Medikament bekamen, sank die Sterberate um ein Drittel, wie die federführenden Wissenschafter von der Universität Oxford in einer Pressemitteilung berichten.

"Dexamethason ist das erste Medikament, von dem gezeigt wurde, dass es das Überleben bei Covid-19 verbessert", erklärte Peter Horby, einer der Leiter der "Recovery"-Studie. "Dexamethason ist kostengünstig, verfügbar und kann sofort eingesetzt werden, um weltweit Leben zu retten."

Sterblichkeit deutlich niedriger als in Kontrollgruppe

In der "Recovery"-Studie untersuchen Wissenschaftler die Eignung verschiedener bereits zugelassener Medikamente als Mittel gegen Covid-19. Insgesamt sind den Angaben zufolge mehr als 11.500 Patienten aus über 175 Kliniken in Großbritannien in die Studie aufgenommen. Der Dexamethason-Teil der Studie umfasste demnach insgesamt 2104 Patienten, die für zehn Tage einmal täglich 6 Milligramm Dexamethason bekamen. 4321 Patienten dienten als Kontrollgruppe.

Die Sterblichkeit nach 28 Tagen war unter den künstlich beatmeten Patienten am höchsten. Sie lag ohne Dexamethason-Behandlung bei 41 Prozent. In der Versuchsgruppe sank sie um ein Drittel. Bei den Patienten, die Sauerstoff bekamen, aber nicht künstlich beatmet wurden, sank sie um ein Fünftel. Bei den Patienten, die gar keinen Sauerstoff benötigten, zeigte die Behandlung keine Wirkung.

„Dexamethason reduziert das Sterberisiko"

Basierend auf den Zahlen würde bei der Behandlung von acht schwerkranken Covid-19-Patienten durch Dexamethason ein Todesfall verhindert, heißt es in der Mitteilung. "Diese vorläufigen Ergebnisse der "Recovery"-Studie sind sehr eindeutig - Dexamethason reduziert das Sterberisiko bei Patienten mit schweren Atemkomplikationen", erklärte Martin Landray, ein weiterer Studienleiter.

Nick Cammack, Covid-19-Forschungsbeauftragter bei der Wellcome-Stiftung, sprach in einem Statement von einem Durchbruch. Das Medikament müsse den Tausenden von schwer Erkrankten weltweit nun zugänglich gemacht werden. Die in London ansässige Wellcome-Stiftung setzt sich für die Verbesserung der weltweiten Gesundheit ein. Dexamethason wird üblicherweise als Entzündungshemmer eingesetzt, etwa bei Entzündungen von Haut und Gelenken.

(APA/AFP/dpa)

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