Ibiza-Video

Gudenus' Treffen mit den Ibiza-Hinterleuten: Hotels, Bars und gute Freunde

Die Presse/Daniel Novotny
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Einem Bericht der Soko „Tape“ zufolge soll Johann Gudenus schon vor dem Abend auf Ibiza mit den Hinterleuten über mögliche Deals verhandelt haben - und das konkreter als bisher gedacht. Er selber zeichnete die Treffen im U-Ausschuss nach.

Es gibt mehr als das Ibiza-Video. Das steht nach der Veröffentlichung eines Berichts der Soko „Tape“ durch die Tageszeitung „Kurier“ am Dienstagabend fest. Johann Gudenus, damals noch hochrangiger FPÖ-Politiker, traf die Ibiza-Hinterleute mehrmals vor dem gemeinsamen Abend auf der Finca. Und dürfte dabei aufgenommen worden sein, wie mögliche Deals besprochen wurden. Stichwort: die Eigentümerschaft der „Kronen Zeitung“, Bauaufträge.

Das steht zumindest im Bericht der Sonderermittler, die im Auftrag der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft sowie der Staatsanwaltschaft Wien die Hintergründe des Ibiza-Videos aufklären soll. Die Hinterleute des Ibiza-Videos dokumentierten demnach die Vorlaufzeit vor dem tatsächlichen Treffen mit dem damaligen FPÖ-Chef, Heinz-Christian Strache, auf Ibiza im Sommer 2017 mit 19 Videoaufnahmen und weiteren Audiomitschnitten. Diese stammen aus den Monaten zuvor und zeigen die Gespräche mit Gudenus, über den offenbar der Kontakt zu Strache hergestellt werden sollte.

Kontakt über Freundin der Familie

Dass Strache schon früher mit der vermeintlichen Oligarchennichte zusammentreffen hätte sollen, hatte Gudenus schon bei seiner Befragung im Ibiza-U-Ausschuss diesen Monat festgestellt. Aufgrund der Terminlage sei es vor den Sommerferien 2017 nicht dazu gekommen; in dem „Kurier“-Bericht heißt es nun, dass die Hinterleute des Videodrehs offenbar an einem Abend in Wien mit einem Treffen mit Strache rechneten und ein Hotelzimmer entsprechend vorbereiteten. Zu diesem Treffen sei es dann aber nicht gekommen. Weil die vermeintliche Oligarchin von Ibiza geschwärmt habe - wo Strache regelmäßig Urlaub macht -, habe man anschließend ein Treffen dort arrangiert, erklärte Gudenus im U-Ausschuss.

Dass er selbst vor dem Abend auf der Baleareninsel mit der vermeintlichen Oligarchennichte und ihrer Entourage mehrmals Kontakt gehabt habe, bestätigte Gudenus im U-Ausschuss ebenfalls. Er berichtete von Abenden in Wiener Hotelrestaurants und Bars und dem Aufenthalt in einer Suite in einem Hauptstadthotel. Da der Kontakt zur vermeintlichen Oligarchennichte über eine Familienfreundin - eine Wiener Maklerin - zustande gekommen sei, habe er nie an den Absichten der Frau gezweifelt, die nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos als „Lockvogel“ geoutet wurde. Im U-Ausschuss war Gudenus von der FPÖ-Mandatarin Susanne Fürst nach einem Treffen mit der befreundeten Maklerin im Februar 2017 in einem Wiener Hotel gefragt worden; Gudenus schloss damals aus, mit ihr verhandelt zu haben.

Der Erstkontakt der Hinterleute mit Gudenus war über diese Maklerin geknüpft worden; die vermeintliche Oligarchennichte hatte Interesse an einem Grundstück der Familie Gudenus angemeldet. Im Zuge dessen habe die Frau auch ihr Interesse an einem Treffen mit Strache kundgetan, sagte Gudenus dem U-Ausschuss.

Gesprächsthema „Kronen Zeitung“

Dem Soko-Bericht, aus dem der „Kurier“ nun zitiert, zufolge soll es im Frühling 2017 auch in einer Wiener Wohnung sowie in einem Lokal auf der Wieden zu einem Treffen zwischen Gudenus, der befreundeten Maklerin und jenem Detektiv, der die Videofalle auf Ibiza gestellt haben soll, gekommen sein. Bei den beiden Treffen hätten „Vertragsverhandlungen“ zwischen Gudenus und dem „Lockvogel“ stattgefunden, heißt es.

Nach dem Treffen in dem Lokal habe sich die Runde dann in eine Hotelsuite begeben. Der „Kurier“ veröffentlichte Fotos von dem Abend, auf denen Gudenus Suchtgift konsumieren soll. Der Ex-Politiker verwies am Dienstag darauf, dass ein Verfahren wegen Drogenkonsums im Zusammenhang mit dem Ibiza-Video eingestellt wurde - wegen Verjährung. „Das ist Schnee von gestern“, sagte Gudenus gegenüber der Tageszeitung „Heute“.

Erpressbar? „Nicht, dass ich wüsste“

Gudenus hatte im U-Ausschuss ausgesagt, auch zwischen diesen Treffen mit dem Detektiv Kontakt gehabt zu haben. Der „Kurier“ zitiert aus der entsprechenden Passage des Soko-Berichts: „Gesprächsthemen sind mitunter die Funke-Gruppe, die Kronenzeitung, sowie die Geschäfte eines Bauträgers, mit dem Gudenus bekannt ist.“ Stattgefunden hätten diese Gespräche dezidiert vor dem Treffen mit Strache auf Ibiza.

Strache selber bezog am Mittwoch Stellung zu dem vom „Kurier“ veröffentlichten Bericht der Soko. Er dementierte, vor dem Abend auf der Finca über mögliche Absprachen mit dem Lockvogel informiert gewesen zu sein. Über die Rolle seines einstigen Schützlings Gudenus wollte Strache „nicht spekulieren“. Aber: Gudenus könne nach den Veröffentlichungen nun nicht behaupten, er habe kein enges Verhältnis mit der Gruppe um die vermeintliche Oligarchennichte gehabt.

Ob Gudenus mit den Aufnahmen erpressbar gewesen sein könnte? Gudenus selber bestreitet das. Im U-Ausschuss wurde er von SPÖ-Mandatarin Nurten Yilmaz danach gefragt: „Wurden Sie erpresst?“ - „Nicht, dass ich wüsste“, gab Gudenus damals an.

Ganzes Video nicht gefunden

Brisant ist jedenfalls auch: Der Soko „Tape“ dürfte das gesamte Videomaterial - also etwa Sequenzen von der Finca - trotz des Fundes des Videos im April gar nicht vorliegen. Auch das gehe aus dem Soko-Bericht hervor, schreibt der „Kurier“. Bei der Opposition sorgt das für Erstaunen und Empörung: Sie fordert geschlossen eine Auflösung der Soko.

Vonseiten der Bundeskriminalamtes, dem die Soko entstammt, hieß es am Mittwoch, dass der Soko 95 Prozent des Ibiza-Videos und 100 Prozent der Tonspuren vorliegen würden. Man sei in der Lage, „100 Prozent des Abends nachzuvollziehen“.

Der dem „Kurier“ zugespielte Zwischenbericht der Soko liegt dem Untersuchungsausschuss im Parlament übrigens nicht vor. Man habe aber bereits einen ergänzenden Beweisbeschluss gefasst, sodass man die Rohdaten der Soko erhalten könne, erklärte Neos-Fraktionsführerin Stephanie Krisper am Mittwoch. Um an das gesamte Video zu kommen, wollen SPÖ, FPÖ und Neos einmal mehr den Anwalt des Detektivs um das Originalmaterial bitten. Er hatte das von sich aus angeboten - U-Ausschussvorsitzender Wolfgang Sobotka (ÖVP) hatte aber abgelehnt.



>> zum Bericht des „Kurier“ 

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