Forschungsförderung

Wittgensteinpreis für die Mathematik der Wellen

Die Entstehung von Wellen und Strömungen sind das Spezialgebiet von Wittgensteinpreisträger Adrian Constantin.
Die Entstehung von Wellen und Strömungen sind das Spezialgebiet von Wittgensteinpreisträger Adrian Constantin.(c) APA/AFP/LOIC VENANCE
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Der Mathematiker Adrian Constantin von der Universität Wien erhält Österreichs höchstdotierten Wissenschaftspreis für seine Arbeit über Naturphänomene. Tsunamis oder das Klima-Extrem El Niñjo können dank seiner Formeln besser vorhergesagt werden.

Die Suche nach Regelmäßigkeiten in der Natur, die nicht zufällig auftreten, sondern einer Struktur folgen – so übersetzt Adrian Constantin seine Forschungsarbeit für Laien. Denn von „nichtlinearen partiellen Differenzialgleichungen“ werden sich wohl die wenigsten eine konkrete Vorstellung machen können. Wohl aber von Tsunamiwellen, Wolkenwänden oder Meeresströmungen. Hier finden Constantins Formeln Anwendung, sie haben bereits viel zum Verständnis und zur Vorhersage dieser und anderer Naturphänomene beigetragen und wurden deshalb mit dem Wittgensteinpreis des Wissenschaftsfonds FWF, der mit 1,5 Mio. Euro dotiert ist, ausgezeichnet.

Der Mathematiker forscht und lehrt seit 2008 an der Universität Wien und gehört zu den weltweit meistzitierten Wissenschaftlern seiner Disziplin. Gemeinsam mit einem britischen Kollegen entdeckte er etwa, wie man die höchste Welle eines Tsunamis schon auf hoher See identifiziert, lange bevor sie auf die Küste trifft und ihre volle Zerstörungskraft entfalten kann. Auch das verheerende Klimaphänomen El Niño lässt sich durch Constantins Arbeit besser vorhersagen: Der Forscher erkannte die Bedeutung einer äquatorialen Tiefenströmung im Pazifik, die sich in einer Schicht zwischen 150 und 500 Metern Tiefe gegen den Wind schiebt und entscheidenden Einfluss auf die Wellengeschwindigkeit hat. Zu seinen neuesten Ergebnissen gehören Formeln, die Satellitenmessungen von Wasserwellen zuverlässiger machen, indem sie die subtilen Beziehungen zwischen Luftdruck und Wellenhöhe präziser darstellen.

Mysteriöse australische Wolkenwalze

Er forsche aber nicht nur für die Anwendung, betont Constantin: „Meine Hauptmotivation als reiner Mathematiker – ich habe nie Physik studiert – ist es, schöne und faszinierende Phänomene der Natur zu erklären.“ Ein aktuelles Beispiel dafür sei etwa eine als „Morning Glory“ bekannte australische Wolkenformation, die sich wie eine riesige weiße Schlange hunderte Kilometer über den Himmel ziehen kann und wie von Geisterhand vorwärts geschoben wird. „Das ist etwas Unglaubliches, und hier habe ich untersucht, was die Erklärung dafür sein könnte“, so Constantin. Der Wittgensteinpreis gebe ihm nun sowohl zeitlich als auch wissenschaftlich die Freiheit, dieser Frage weiter nachzugehen.

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