Falsche Vergleiche und Angst vor Veränderung sorgen für eine immer wiederkehrende Debatte.
Über das Stürzen und Stürmen von Denkmälern haben wir zuletzt einiges gelesen. Die Debatte ist alles andere als neu; alle paar Jahre wird sie wieder befeuert. Die Positionen sind längst ausgetauscht. Auf der einen Seite jene, die das „Auslöschen“ der Geschichte fürchten, auf der anderen die, die Menschen mit fragwürdigem Lebenslauf keinen ehrenhaften Platz im öffentlichen Raum zugestehen wollen. Bisweilen einigt man sich, dass es doch darauf ankomme, das Wissen zu bewahren, in welcher Form auch immer, sei es mit erklärenden Schildern, originellen Gegendenkmälern, unzähligen Zeitungskommentaren.
Eigentlich hätten wir die Sache also geklärt. Und trotzdem flammt die Debatte wieder und wieder auf, sie polarisiert und fasziniert. Warum regt uns das Thema eigentlich so auf?
Zwei Erklärungsversuche.
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Erstens tun wir uns mit Grautönen schwer. „Die Geschichte lässt sich nicht in Schwarz-Weiß darstellen“, merkte „Quergeschrieben“-Kollege Karl-Peter Schwarz diese Woche in seiner Kolumne an. Christopher Kolumbus, in unseren Breiten gern „Entdecker“ genannt, war wohl weniger grausam als andere Seefahrer; der indigenen Bevölkerung Amerikas schadete er dennoch enorm. In New York thront eine Statue von Kolumbus südlich des Central Park. Errichtet worden war sie Ende des 19. Jahrhunderts von italienischen Immigranten, die zu dieser Zeit enorme Diskriminierung erfuhren. 2018 entschied eine Kommission der Stadt, die Statue zu behalten und mit einem erklärenden Schild zu ergänzen.