Einspruch

Fantasien von Trans-Vergewaltigern und Lesbenblut

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Die „Harry Potter“-Autorin ist in einen alten, brutalen Kampf hineingeraten – zwischen Radikalfeministinnen und Trans-Aktivisten.

Gut, dass der Hachette-Verlag erklärt hat, er denke nicht daran, das neue Kinderbuch „Ickaboog“ von J. K. Rowling nicht zu publizieren. Letzteres hatten Mitarbeiter gefordert, weil Rowling (nicht im Kinderbuch) eine Meinung äußerte, die ihnen nicht gefiel – erst witzelnd in einem Tweet (über den Ausdruck „people, who menstruate“), dann in einem langen erklärenden Text in ihrem Blog: nämlich dass es den Feminismus gefährde, wenn sich nicht biologische Frauen als Frauen definieren.

Die „Weigerung, an einem Buch zu arbeiten, weil man mit Positionen des Autors außerhalb seines Schreibens nicht einverstanden ist“, widerspreche „unserem Glauben an die Meinungsfreiheit“, so der Verlag. So was: Keine Distanzierung durch die Hintertür, wie man sie von Verlagen als Reaktion auf Meinungsdruck, Streiks, Zensurforderungen gewohnt geworden ist.

In Großbritannien ticken die Uhren eben noch etwas anders. Sie tun es aber auch, was den Feminismus angeht. Seit den Siebzigerjahren war England eine Hochburg des radikalen Feminismus – der teilweise die Anerkennung von Transgender-Frauen als Frauen ablehnt. Die Argumente der „Harry Potter“-Autorin lesen sich wie ein Echo dieser Positionen – für die in England derzeit vor allem die britische Philosophin Kathleen Stock bekannt ist, und in den USA etwa die „Women's Liberation Front“ (WoLF). Diese Organisation warnt wie Kathleen Stock wörtlich vor der „Auslöschung“ („erasure“) der Frauen als politischer Klasse durch die Anerkennung von Transgender-Frauen; Rowling tut das in ihrem Text genauso – nur dass sie „erase“ zu „erode“ abmildert.

„Schlampe“, „bigott“, „Terf“ („trans-ausschließende radikale Feministin“) – Massen solcher Schmähungen, aber auch Drohungen bekommt Rowling eigenen Aussagen zufolge seit Längerem von Trans-Aktivisten. Es zeigt nur die eine Seite der brutalen, jahrzehntelangen Animosität zwischen gewissen feministischen und Transgender-Gruppen. Ja, da werden auch mal T-Shirts mit „Lesbenblut“ getragen – doch auch umgekehrt haben Spott, Verachtung und Drohungen Tradition. Auf der einen Seite wird schon das Bekenntnis von Lesben, sich zu Transgender-Frauen nicht hingezogen zu fühlen, als transphob ausgelegt, ebenso wie die Weigerung, biologische Faktoren für restlos irrelevant zu halten.

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