Krisenhilfe

Corona und die staatliche Zombie-Zucht

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AUSTRIA - HEALTH - VIRUS - RE - OPENING - ECONOMYALEX HALADA / picturedesk.com
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Die Milliarden zur Bewältigung der Coronakrise landen zu häufig auf Sparkonten und halten zu viele wachstumshemmende Zombie-Unternehmen am Leben. Man sollte jetzt anfangen, das Geld gezielter einzusetzen.

Mangel an Geld kann derzeit kaum jemand beklagen: Mit den neuen Maßnahmen liegt das Volumen, das die Regierung zur Abschwächung der Corona-Rezession in den Markt pumpt, schon bei sagenhaften 50 Mrd. Euro. Aber wird das viele an Konsumenten und Unternehmen ausgeschüttete Geld auch die gewünschte Wirkung entfalten, nämlich den Konsum und die Investitionen aus dem tiefen Corona-Graben führen?

Da haben Experten unterdessen erhebliche Zweifel. Zum Teil deshalb, weil die bisher bekannten Maßnahmen für die Recovery-Phase wenig zielgerichtet scheinen und relativ große Anteile davon für die bloße Klientelbedienung reserviert wurden. Zum anderen, weil Konsumenten und Unternehmer nicht mitspielen: Die Sparquote ist auch in Österreich in die Gegend von 20 Prozent geradezu explodiert, während die Investitionslust in den Keller rasselt. „Es sieht so aus, als würden wir Leuten viel Geld geben, die dieses nicht ausgeben. Das hat dann natürlich keinen Effekt“, beschreibt ein hochrangiger Banker im Gespräch mit der „Presse“ das Dilemma. Und: „Es ist die Frage, ob das eine gute ökonomische Entscheidung ist.“ Das gelte auch für Gutscheine, die nur Substitutionseffekte auslösen und die Sparquote damit noch höher treiben.

Das wird sich wohl erst ändern, wenn Vertrauen in den Markt zurückgekehrt ist. Und das birgt gleich das nächste Problem: Wenn dann – in ein, zwei Jahren – aufgestaute Konsum- und Investitionsmilliarden losgelassen werden und auf dann eingeschränkte Kapazitäten treffen, ist ein kräftiger Inflationsgalopp – auch wenn es derzeit eher nach dem Gegenteil aussieht – nicht unwahrscheinlich. Einer, auf den die Notenbanken dann nur sehr eingeschränkt reagieren können, wenn sie nicht eine riesige Pleitewelle unter hoch verschuldeten Staaten und Unternehmen auslösen wollen. Das langfristig größte Problem, das die vielen Krisenmilliarden auslösen, ist aber die sogenannte Zombifizierung, die die von der Krise erzwungene Politik des extrem lockeren Geldes auslöst. Zombies sind in diesem Kontext Unternehmen, die nicht einmal vernünftig ihre Zinsen bedienen können, nach normalen Kriterien also pleite sind und nur durch Liquiditätszuführung von außen am Leben gehalten werden.

Die Zahl dieser Zombiefirmen hat durch die Notenbankpolitik des lockeren Geldes im vergangenen Jahrzehnt überall stark zugenommen. Und wird durch die globale Billionenschwemme im Rahmen der Coronahilfen jetzt noch einmal stark steigen.

In den USA dürfte schon vor der Coronakrise jedes fünfte Unternehmen ein Zombie gewesen sein, hierzulande wird das US-Niveau jetzt in der Krise wohl auch erreicht. Das ist eine riesige Gefahr für das Wiederhochfahren der Wirtschaft. Es gibt zwar, beklagen Insider, einen erstaunlichen Mangel an Studien, die tragfähige Aussagen darüber liefern, wie sehr die Liquiditätsschwemme zu schlechtem Unternehmensverhalten führt. Aus der Beobachtung von bereits bestehenden Zombie-Ökonomien – Japan beispielsweise – lässt sich aber ableiten, dass diese Zombie-Firmen insgesamt Wachstum und Produktivität drastisch einbremsen, indem sie viel Geld in ihren unproduktiven Bereich leiten und dieses damit innovativen Unternehmen entziehen.

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