Idlib

Waffen, Strom und Lira: Wie sich die Türkei in Syrien ausbreitet

Mit der Einführung der türkischen Währung bindet Ankara den Norden des Bürgerkriegslands enger an sich – mit Zustimmung von Islamisten.

Istanbul/Damaskus. Die Türkei führt die Lira als offizielles Zahlungsmittel ein – und zwar im syrischen Idlib. Gehälter von Angestellten der Provinzverwaltung werden bereits in Lira bezahlt und nicht mehr in syrischen Pfund. Geschäfte und Tankstellen in der Region an der türkischen Grenze zeichnen ihre Preise ebenfalls in Lira aus. Die Türkei verteilt vor allem kleine Scheine und Münzgeld, damit die rund drei Millionen Menschen in Idlib ihre Währung nutzen können.

Seit der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan im Februar starke Truppenverbände nach Idlib schickte, um einen Vormarsch syrischer Soldaten zu stoppen und eine neue Flüchtlingswelle in die Türkei zu verhindern, steht der nordwestliche Teil der Provinz, der letzten Rebellenhochburg in Syrien, unter der Kontrolle Ankaras. Dass nach der Armee jetzt auch die Währung nach Idlib kommt, wird mit dem drastischen Kursabsturz des syrischen Pfunds begründet: Allein seit April hat die Währung rund 70 Prozent an Wert verloren. Bei dem Kollaps spielen auch neue US-Sanktionen gegen Syrien eine Rolle, die diese Woche in Kraft traten.

In Idlib solle mit Hilfe der Lira die Kaufkraft der Menschen geschützt werden, sagte der Chef der von der Türkei unterstützten syrischen Exilregierung, Abdurrahman Mustafa. Die Verantwortung trage der syrische Machthaber Bashar al-Assad. Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Brot werden in Idlib ab sofort in Lira berechnet, wie Mustafa mitteilte. Für die Syrer dürfte damit der Alltag teurer werden, weil Händler die Preise für viele Waren nach der Umstellung angehoben haben.
„Die Türkei versucht schon seit einer Weile, ihren Einfluss in den von ihr kontrollierten Gebieten in Syrien institutionell zu verstetigen“, sagt Nahost-Experte Joe Macaron vom Arab Centre in Washington der „Presse“.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.