Kinderbuch der Woche: Die Maßlosigkeit und ihr Ende

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"Die Presse" liest Neuerscheinungen. Diese Woche eine moderne Fabel, die sehr schlicht und sehr wahr ist. Von einem, der glaubte, ihm gehöre alles.

Nicht viele können das: Zufrieden zu sein mit dem, was sie haben. Wie auch immer sie entsteht, diese Gier nach immer mehr – sie ist zerstörerisch. Der wunderbare Illustrator Oliver Jeffers hat ihr ein Bilderbuch gewidmet, eine moderne Fabel. „Einst lebte ein Mann, der glaubte, ihm gehöre alles. Und er ging hinaus in die Welt, um sich anzusehen, was seins war.“ So beginnt die Geschichte dieses Fausto, der mit Schnauzer und hochgereckter Nase zur Blume hingeht und ihr sagt: „Du gehörst mir.“ Woraufhin die Blume antwortet: „Ja, ich gehöre dir.“

Man ahnt schon, was folgt; Fausto sagt diesen Satz nicht nur zur Blume, er beansprucht nach und nach ein Schaf, einen Baum, einen See, einen Berg. Und wer sich ihm nicht beugt, dem zeigt er, wer das Sagen hat. Mit geballten Fäusten und lauter Stimme. Eltern kennen das vielleicht? Nun, das Ende nicht. Es ist sehr einfach.

Sehr einfach wirken auch die Bilder des Erzählers, reduziert zeigt er die Welt um diesen Wüterich, die Blume, die sich brechen lässt, den Baum, der sich beugt. Und rückt in den Blick, was wirklich wichtig ist. Jeffers hat eine Geschichte geschaffen, die sehr schlicht ist und sehr wahr. Ein großes Puzzlestück des Lebens.

Oliver Jeffers: Die Fabel von Fausto. Übersetzt von Anna Schaub. Alter: Ab fünf Jahren. 96 Seiten, € 18,50 (Nordsüd Verlag).

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