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Kalbin, Kar und Klamml

Der Zweibeiner lässt sich gern zu Abschneidern und Rutschpartien verführen.
Der Zweibeiner lässt sich gern zu Abschneidern und Rutschpartien verführen.(c) Martin Leitner
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Ist denn das die Möglichkeit: Da sehe ich jemanden im Bärenloch drinnen hantieren. – Von traumwandlerischen Rindern, einer Alleingängerin aus Graz und verewigungssüchtigen Sennerinnen und Sennern. Gloudnsteig – ein Viehtriebweg auf dem Dachstein.

(1) eine der erstaunlichsten Erfahrungen,die man mit Rindern anlässlich eines weit ausholenden Viehtriebs machen kann, ist die traumwandlerische WegeGewissheit dieser fortschreitenden schweren Vierbeiner, und dermaßen Präzision ist sogar bei Rückholung in beträchtlichem Zeitabstand immer noch vorhanden: denn hat man einmal etwa die Wurzkargruppe (seit Jahren ausschließlich die Landl- und Davidbauern-Kälber, welche schon unten auf der Talweide zusammengewöhnt sind, früher auch die Gerharter- und Stiererkalben sowie die WieserOchsen („Wies Hans, geh hinaus rauchen!“), für einmal sogar die schweren Rössinger-Flecken, welche bei Saisonschluss von den Maisenbergseelein heruntergeholt werden mussten, wohin sie sich auf Wassersuche verstiegen hatten), hat man also die Wurzkargruppe zu Saisonbeginn („da drinnen verhungern sie uns ja, ist doch alles noch braun“, „aber nein: es wächst ihnen ins Maul, die Weide wird mit jedem Tag grüner“) bis zu den instand gesetzten Brunntrögen als Lern- und BleibeZiel quasi einer eigenen Alm mitten im Plateau, teils schon auf oberösterreichischem Gebiet gelegen, hineingetrieben („im Herbst genügt ihnen gewöhnlich der Tau, der sich jeden Morgen ausgiebiger auf die Matten legt“ für den täglichen Wasserbedarf von ca. 30 Litern), und holt man dieselben Gruppen bei Schneefall im Herbst auf der gleichen Route wieder heraus, wobei der (mit Salzsack) vorausgehende Hüter vielleicht diese und jene schneedeckenbedingte Abkürzung einschlägt, während die Treiberinnen und Treiber zwischendrin und hintendrein für nicht abreißendes Vorwärtsstapfen der Herde sorgen und versuchtes Ausbüchsen reaktionsschnell einbremsen, dann kommt es in den meisten Fällen dazu, dass die RespektKalbin an der Spitze des Zugs eben nicht diesen logischen MenschenAbkürzungen nachläuft, sondern sie stapft genau auf jener Pfadspur, auf der sie damals hineingegangen ist (und die jetzt unterm Schnee verborgen bleibt), in Schlingen und Schleifen unbeirrt wieder heraus, und auch wenn das Tier mit seinem FlotzMaul nahe dem Boden vorwärtswandert, als würde es damit sondieren, erscheint es doch unmöglich, dass es damit die längst verflüchtigte Witterung ihres damaligen Hineingehens aufzunehmen imstande wäre, aber auf welche Weise erkennt das gealpte Weidetier dann seine damalige Spur und also den korrekten Hinweg zurück


(2) während die Kuh also
auf dieser (gar nicht sichtbar vorhandenen) Spur verbleibt und einer wie immer memorierten PfadLogik folgt, lässt sich der Zweibeiner möglicherweise durch die täuschende optische Verkürzung der Strecken im Schnee zu verführen Abschneidern und Rutschpartien verführen („weil das fürs Erste so leicht aussieht“), haben sich doch sogar versierte und ortskundige Einheimische wie ehedem SchranglSiegi und neuerdings Bach Herwig mitten drinnen plötzlich nicht mehr „ausgesehen“ und sind „angestanden“ (so der Wortlaut): der eine ist, wie er anschließend geschildert hat, orientierungslos in seinen eigenen Spuren wieder den gesamten Weg im Nebel zum innersten Hütterl zurückgegangen (um auf besseres Wetter zu warten), während der andere in diesem vergangenen Sommer auf einem Pirschgang durch nicht enden wollenden und immer nasser werdenden Schneefall, sowohl hinunter- als auch herunterrutschend („die Dauben waren plötzlich alle aus“), unbeirrt in eine strikt eingehaltene (hier die West-) Richtung gegangen, also weglos gestolpert ist, dabei sogar noch nach Hochwild Ausschau haltend, allerdings in der Gewissheit, auf diese Weise irgendwann zur (rotweißroten) „Markierung“ (mit der Nr. 666) zu gelangen („auf die musste ich ja dann irgendwann stoßen“), welche (auf emporragenden Felsen in kurzen Abständen angebracht) als nahezu parallel zum WurzkarTreibweg versetzte Route (auch diese ein vom Alpenverein betreutes Servitut) an denselben End- respektive Anfangspunkt aufs Hüttfeld herausführt („ja da muss ich hinter den Grasbichln gequert haben, denn schließlich bin ich vor den Rossschädeln auf die „Markierung“ gestoßen, und dort hab ich mich wieder ausgekannt)

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