Blattlinie

Clubkultur in Wien

Wieso Wien auch in diesem Jahr eher keine illegale Clubkultur etablieren wird wie Berlin.

Das Berliner Stadtmagazin „Zitty“ wird nach 43 Jahren eingestellt. Das ist ein leicht zu verschmerzender Verlust, die Hochblüte des „Zitty“ war kurz und ist lang her. Und die Einstellung einer Programmzeitschrift kommt in Pandemiezeiten nicht überraschend. Das Berliner Veranstaltungs- und Clubleben wird wohl noch eine Weile darniederliegen. Deshalb glauben einige, so auch der Berliner DJ Emerson in der „Taz“, dass es bald wieder mehr illegale Partys geben wird, wie einst in den 90ern. Wien hatte nie eine nennenswerte oder beunruhigende illegale Partyszene, und daran wird sich auch 2020 nichts ändern. Hier ist die Nachtwerksbranche noch hoffnungsvoll, trotz Covid-19-Vorsicht einen lebendigen Club- und Feiersommer zu erleben, sowohl indoor wie outdoor. Eva Winroither, Karin Schuh, Julia Wenzel und Kamil Kowalcze haben für die Titelgeschichte einige Abende bzw. Nächte zwischen Donaukanal und Neuer Donau verbracht und liefern eine Zustandsbeschreibung des Wiener Nachtlebens, von Picknickdecken an der Donau bis elendslangen Schlangen vor der Tankstelle am Schwedenplatz.

Äußerst lesenswert ist Oliver Pinks Porträt von Kai Jan Krainer, dem aktuell auffälligsten Abgeordneten der SPÖ. Und die bewegende Geschichte einer Mutter, die ihren Sohn seit 25 Jahren vermisst und immer noch hofft, dass er wieder auftaucht. EvaWinroither hat sie zum Gespräch getroffen. Spannend wie einen Krimi erzählt Gerhard Hofer den Finanzskandal beim deutschen Techkonzern Wirecard. Und Andreas Fink, der Südamerika-Korrespondent der „Presse“, schildert in seinem preiswürdigen einfühlsamen Text die Zeit der strengen Quarantäne im argentinischen Buenos Aires. Seit 20. März sitzen er und seine Familie daheim, lebt das Land in Isolation und längst auch Depression. „Keine Flüge, kein Feiern und, unfassbar, kein Fußball“, schreibt er. Bitte lesen Sie seinen Text.

anna-maria.wallner@diepresse.com

www.diepresse.com/ausderredaktion

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2020)

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