Plattform Papafreude

Papas mit Redebedarf

Clemens Schmoll mit seinen beiden Söhnen: „Von einem anderen Vater nimmt man Tipps lieber an.“
Clemens Schmoll mit seinen beiden Söhnen: „Von einem anderen Vater nimmt man Tipps lieber an.“Die Presse/Clemens Fabry
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Weil Vätern oft der Austausch mit ihresgleichen fehlt, hat Clemens Schmoll die Plattform Papafreude gegründet – dort können sie Elternglück, aber auch Wut und Enttäuschung teilen.

Auf dem schmalen Holzbrett rund um die Sandkiste im Wiener Augarten sitzen an diesem sonnigen Junitag junge Mütter eng an eng. Sie beobachten ihre Kleinen beim Spielen, reichen ihnen das Wasserfläschchen und bauen fleißig Burgen. Ein Papa spielt etwas abseits mit seiner Tochter Fußball, ein zweiter steht beim Klettergerüst. Während die Mamas sich über Schlafmangel, Essensvorlieben der Kleinen und Probleme in der Partnerschaft austauschen, beteiligen sich die Männer lieber nicht an diesen Gesprächen: Zu groß ist die Angst, als „Versager“ wahrgenommen zu werden. „Wir Männer wollen Superhelden sein und uns nicht eingestehen, dass wir nicht alles können“, sagt Clemens Schmoll.

Der Vater zweier Söhne im Alter von acht und drei Jahren hatte während seines Karenzjahres mit dem Jüngeren ein Aha-Erlebnis: In den Eltern-Kind-Gruppen, die Schmoll zu dieser Zeit besuchte, war er stets der einzige Papa – obwohl er sich einen männlichen Ansprechpartner gewünscht hätte. So kam dem zweifachen Familienvater die Idee zu „Papafreude“, einer Plattform, auf der sich werdende Väter und solche mit kleinen Kindern zu Hause untereinander austauschen, aber auch Wut ablassen können.

Veränderung kommt plötzlich. Denn auch Männer haben es in den ersten Jahren nach der Geburt oft nicht leicht: Anders als die Frau, die sich bereits während der 40 Schwangerschaftswochen intensiv auf die bevorstehende Mutterschaft vorbereitet, kommt die Veränderung für den Vater plötzlicher, meint Schmoll. Ansonsten sei aber vieles Zuschreibung: Wieso Mütter von der Gesellschaft im Umgang mit den Kleinen als Experten angesehen, Väter aber häufig als unfähig betrachtet werden, ist dem ehemaligen Sozialarbeiter schleierhaft. Gleichzeitig ist es der Grund dafür, dass Männer sehr viel häufiger „gut gemeinte“ Tipps in Erziehungsfragen bekommen: „Das ist ja manchmal wertvoll“, meint Schmoll. „Manchmal habe ich mir aber einfach nur gedacht: Lass mich das doch selbst ausprobieren!“ Einen großen Unterschied mache es freilich, von wem die Ratschläge kommen: von der eigenen Frau, der Mutter, der Schwiegermutter oder vielleicht dem Opa? „Von einem anderen Vater nimmt man Tipps lieber an“, ist Schmoll überzeugt. „Man tauscht sich als Verbündete aus, ist auf einer Ebene. Deswegen will ich diese exklusive Gesprächsebene anbieten.“

Dreckspatz-Contest. Bei allen Angeboten von „Papafreude“ ist der Austausch unter Gleichgesinnten das Wichtigste: Egal, ob unter dem Motto „Let's groove“ die Hüften – inklusive Baby-Tragetuch um den Bauch – geschwungen werden oder beim „Dreckspatz-Contest“ die Kunst des Windelwechselns geübt wird. Auch der „Helden-Stammtisch“ soll Großen und Kleinen Entspannung und Spaß bieten – und das gegenseitige Kennenlernen vertiefen. „Jeder ist Experte seiner eigenen Welt“, sagt Schmoll. „Wir reden völlig gleichberechtigt und legen den Fokus auf die Freude des Papaseins – das ist der Unterschied zu einem klassischen Beratungssetting.“

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