Epidemie

"Fast alle fahren zum Strand": Spanien beendet Corona-Notstand nach 14 Wochen

People enjoy the good weather at the beach of Calella in Barcelona, Catalonia, Spain on 20 June 2020 the day before all
People enjoy the good weather at the beach of Calella in Barcelona, Catalonia, Spain on 20 June 2020 the day before allimago images/Agencia EFE
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Nur wenige Corona-Regeln bestehen weiter. Im Land herrscht Aufbruchstimmung, wenngleich der Zorn auf den Staat groß ist.

Im früheren Corona-Hotspot Spanien herrscht seit Sonntag die "neue Normalität": Nach genau 14 Wochen ging um Mitternacht der Notstand zur Eindämmung der Pandemie zu Ende. Die 47 Millionen Bürger des Landes durften sich erstmals seit Mitte März wieder im ganzen Land frei bewegen. Österreich hob zudem die Reisebeschränkungen für Spanien mit Sonntag auf.

Sie können nun alle wieder reisen, wohin sie wollen: von Madrid endlich wieder an die Strände, aus Barcelona in die Pyrenäen oder von Málaga ins Baskenland. In der Hauptstadt Madrid und in anderen küstenfernen Gemeinden machten sich zahlreiche Menschen und ganze Familien am ersten Tag bei Temperaturen von zum Teil weit über 30 Grad schon frühmorgens auf in den Badeurlaub. Ein Deutscher, der von Madrid nach Barcelona unterwegs war, erzählt am Telefon, es gebe auf der Autobahn acht Mal mehr Fahrzeuge als in den vergangenen Tagen. "Und fast alle sind Richtung Küste unterwegs." Das Fernsehen berichtet von ersten Staus, etwa auf der Landstraße zwischen Valencia und dem 40 Kilometer weiter südlich gelegenen Badeort Cullera.

Aufbruchstimmung

In der "neuen Normalität", wie sie offiziell heißt, gibt es weiter Maskenpflicht. Desinfektionsgel und Plastikscheiben bleiben aktuell. Dennoch herrscht Aufbruchstimmung. Verständlich: Corona hat das Land mit einer Wucht getroffen, wie das nur schwer nachzuvollziehen ist. Wer mit den Menschen in Cafés und auf Märkten spricht, hört von Ängsten - und auch von Zorn. Zorn auf ihren Staat, der sich so viel schwerer tat als andere mit der Bekämpfung der Krise.

68 Prozent aller bei einer Umfrage von Eurobarometer befragten Spanier sind mit der Krisenpolitik der Regierung unzufrieden, der höchste Wert vor Polen und Frankreich. Die Mehrheit hielt sich aber diszipliniert an die drastischen Maßnahmen.

Nach Öffnung der Grenzen für Besucher aus dem Schengen-Raum treffen auch die ersten Touristen auf dem spanischen Festland ein. In Barcelona landen viele Maschinen, der TV-Sender RTVE berichtet von "sehr vielen bewegenden Wiedersehen" auf den Flughäfen. Die Grenze zu Portugal bleibt aber auf Wunsch der Regierung in Lissabon noch bis zum 1. Juli für die meisten Reisenden geschlossen. Allen Einreisenden wurde am Sonntag die Temperatur gemessen. Medizinisches Personal stand bereit, um im Falle eines erhöhten Wertes die Betroffenen in Augenschein zu nehmen. Zudem müssen alle Besucher auf einem Fragebogen Angaben unter anderem zur Gesundheit sowie zu persönlichen Kontaktdaten machen.

Mit mehr als 28.000 Toten im Zusammenhang mit Covid-19 und mehr als 245.000 nachgewiesenen Infektionsfällen ist Spanien eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder Europas. Inzwischen ist die Zahl der aktuell Infizierten stark gesunken. In einer Fernsehansprache mahnte Ministerpräsident Pedro Sánchez seine Landsleute am Samstag aber noch einmal eindringlich, auch in Zukunft vorsichtig zu sein.

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