Großbritannien

Messerattacke war laut Polizei „Terrorakt“

Nach der brutalen Messerattacke am Samstag wurde der Park in Reading abgeriegelt.
Nach der brutalen Messerattacke am Samstag wurde der Park in Reading abgeriegelt.REUTERS
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Nach dem Angriff mit drei Toten in Reading wurde die Terrorwarnung ausgerufen. Beim mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen Flüchtling aus Libyen.

London. Nach einer Messerattacke in der Stadt Reading bei London geht die britische Polizei von einem Terroranschlag aus. Drei Männer wurden Samstagabend getötet und drei weitere schwer verletzt, als der Täter in einem Park mit einem Messer wild um sich stach. Premier Boris Johnson sprach von einer „abscheulichen Tat“ und schloss Gesetzesänderungen nicht aus, um weitere Zwischenfälle zu verhindern.

Es war bereits das dritte Mal in sechs Monaten, dass die Behörden nach einer Bluttat Terroralarm ausriefen. Im November erstach ein Mann in der Hauptstadt bei der London Bridge zwei Passanten, ehe er von der Polizei getötet wurde. Im Februar wurde ein Mann in Südlondon von der Exekutive ausgeschaltet, der Zivilpersonen zu attackieren versuchte. Beide hatten zuvor wegen Terrorverstrickungen Haftstrafen verbüßt.
Dagegen ist der Verdächtige der Bluttat von Samstag bisher nur wegen „geringfügiger Verfehlungen“ aktenkundig gewesen, berichten britische Medien. Beim mutmaßlichen Täter handle es sich um Khairi Saadallah (25) aus Libyen, der in Großbritannien auf Erledigung seines Asylantrags wartete. Nach seiner Festnahme führte die Polizei Hausdurchsuchungen durch, Augenzeugen berichten von einer „lauten Explosion“.

Die Behörden gaben dazu keine weiteren Erklärungen ab, bemühten sich aber, Befürchtungen über Hintermänner oder weitere Attentäter zu zerstreuen: „Wir haben keinen Hinweis darauf, dass jemand anderer in diesen Anschlag verwickelt ist, und derzeit wird auch nach niemandem gesucht“, so Ermittlungsleiter Neil Basu. Obwohl bereits 41 Zeugenaussagen vorlagen, rief die Polizei zur weiteren Zusammenarbeit auf.

Bei den Opfern handelt es sich um junge Männer, die sich wie Hunderte andere Menschen in den Forbury Gardens, einer Grünanlage in Reading, versammelt hatten. Nach Lockerung der Lockdowns sind die Menschen ausgehungert nach Sozialkontakten. Man saß zusammen, trank und plauderte: „Auf einmal kam dieser Mann, schrie unverständliche Worte und begann auf eine Gruppe einzustechen“, so der Augenzeuge Lawrence Wort. „Er stach einfach zu, in den Hals, unter die Arme und dann rannte er los.“

Anti-Terror-Polizei übernimmt

Ein unbewaffneter Polizist setzte den Attentäter danach mit einem „Rugby-Tackle“ außer Gefecht. Wenig später trafen die ersten Rettungshubschrauber ein. Im Internet kursierten schon nach Minuten Videos, die auf Smartphones aufgenommen worden waren und leblose Körper, blutgetränktes Gras und Sanitäter im Noteinsatz zeigten. „Wir bitten Sie, solche Aufnahmen nicht weiterzuverbreiten“, appellierte Basu. Damit wollten die Behörden auch weitere Panik verhindern.
„Ich verstehe, dass dieser Anschlag große Sorgen ausgelöst hat“, sagte Basu. „Lassen Sie mich aber unmissverständlich klarstellen, dass wir keinerlei Hinweise darauf haben, dass sich jemand bei einem Aufenthalt in der Öffentlichkeit einer Gefahr aussetzt.“ Der Tatort blieb großräumig abgeriegelt.


Mit der Ausrufung eines Terrorvorfalls wurde in erster Linie dafür gesorgt, dass die Spezialisten der britischen Anti-Terror-Einheit die Ermittlungen in die Hand nehmen. Sie sind nicht nur besser ausgerüstet, sondern auch besser ausgebildet: Die für Polizeiaufgaben in Reading zuständige Thames Valley Police stützt sich auf ein Netz aus Freiwilligen. Johnson schloss Konsequenzen nicht aus: „Wenn wir daraus Schlüsse ziehen müssen, werden wir sie ziehen.“

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