Staatshilfe

Lufthansa vor Entscheidung

Die bereits ausverhandelte, staatliche Rettung der AUA-Mutter Lufthansa könnte noch bei der Hauptversammlung scheitern.
Die bereits ausverhandelte, staatliche Rettung der AUA-Mutter Lufthansa könnte noch bei der Hauptversammlung scheitern.APA/AFP/CHRISTOF STACHE
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Ob die Rettung der deutschen AUA-Mutter Lufthansa so abläuft wie geplant, entscheidet sich im Laufe dieser Woche.

Wien.Kann sich die deutsche AUA-Muttergesellschaft Lufthansa mit milliardenschweren Staatshilfen aus der Coronakrise befreien? Oder muss das beschlossene Rettungspaket erneut verhandelt werden? Für die Lufthansa geht es diese Woche um alles – Insolvenz in Eigenverwaltung nicht ausgeschlossen.

Dass die Lufthansa nach dem Verfall der Aktie ab Montag nicht mehr im DAX, der ersten deutschen Börsenliga gehandelt wird, ist da noch ihre geringste Sorge.

Mit der Corona-Pandemie ist der Luftverkehr weltweit eingebrochen, nur ein kleiner Teil der Lufthansa-Flotte hebt derzeit zu Reisezielen ab. Schnell schwinden daher die Barreserven der größten deutschen Airline. Um den Konzern mit seinen 138.000 Beschäftigten zu retten, hat Deutschland ein neun Mrd. Euro schweres Rettungspaket beschlossen. Dem müssen die Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am kommenden Donnerstag noch zustimmen. Aber der Großaktionär Heinz Hermann Thiele könnte sich querlegen.

Das Rettungspaket für Lufthansa sieht vor, dass der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds im Zuge einer Kapitalerhöhung Aktien zeichnet, um eine Beteiligung von 20 Prozent am Grundkapital der Airline aufzubauen. Zudem sind stille Einlagen von bis zu 5,7 Mrd. Euro sowie ein Kredit von bis zu drei Mrd. Euro geplant. Im Gegenzug muss Lufthansa 24 Start- und Landerechte an ihren wichtigen Flughäfen in Frankfurt und München an die Konkurrenz abgeben.

Insolvenz nicht ausgeschlossen

Das Ja der Aktionäre ist aber nicht sicher. Denn die Präsenz der Anteilseigner dürfte unter 50 Prozent liegen. In einem Schreiben an die Mitarbeiter erklärte das Unternehmen, dass sich nur Aktionäre, die 38 Prozent des Kapitals vertreten, angemeldet haben. Liegt der Wert unter 50 Prozent, ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig. Sonst würde eine einfache Mehrheit reichen.

Sollten die Anteilseigner am Donnerstag nicht zustimmen, würde dies heißen, „dass die Deutsche Lufthansa AG möglicherweise zeitnah zur Hauptversammlung ein insolvenzrechtliches Schutzschirmverfahren beantragen müsste, wenn es dann nicht unverzüglich zu einer anderen Lösung kommt“, warnte die Fluggesellschaft. Auch eine Insolvenz in Eigenverwaltung schloss sie nicht aus.

Die entscheidende Rolle bei der Hauptversammlung liegt beim Unternehmer Heinz Hermann Thiele. Der 79-Jährige hat zuletzt seinen Lufthansa-Anteil auf mehr als 15 Prozent aufgestockt. Die Airline fürchtet, dass er den Rettungsplan blockieren könnte. Thiele hat das Paket kritisiert, vor allem den geplanten Einstieg des Bundes. „Ich bin der festen Überzeugung, dass der Staat nicht der beste Unternehmer ist“, so Thiele und kritisierte, dass die Lufthansa nicht die mit dem Bund behandelten Alternativen benannt habe – die müssten auf den Tisch gelegt werden.

Verhandlungen geplant

Insidern zufolge soll es zu Krisentreffen mit Vertretern der deutschen Bundesregierung kommen. Dazu werde Thiele am Montagvormittag im Finanzministerium erwartet, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Vorgesehen sei auch die Teilnahme des deutschen Wirtschaftsministers Peter Altmaier. Zuvor hatte eine deutsche Zeitung berichtet, dass Finanzminister Olaf Scholz Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Großaktionär Thiele zu einem gemeinsamen Gespräch ins Finanzministerium eingeladen habe. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2020)

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