Bilanzskandal

Wirecard: Auch Raiffeisen unter den Gläubigerbanken

APA/dpa/Sven Hoppe
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Der deutsche Zahlungsdienstleister hat Kreditlinien in Höhe von insgesamt 1,75 Milliarden Euro bei mindestens 15 Banken, darunter zwei aus Österreich.

Zu den Kreditgebern des im deutschen Leitindex Dax börsennotierten Zahlungsdienstleisters Wirecard, bei dem sich 1,9 Milliarden Euro auf vermeintlichen Treuhandkonten in Luft aufgelöst haben, gehören auch österreichische Banken - das berichtete Finanznachrichtenagentur Bloomberg und berief sich dabei auf "mit der Angelegenheit vertraute" Informanten.

Dem Bericht zufolge hat Wirecard Kreditlinien in Höhe von insgesamt 1,75 Milliarden Euro bei mindestens 15 Banken, davon seien rund 800 Millionen Euro noch ausständig.

Zu den größten Gläubigerbanken gehören ABN Amro, Commerzbank, ING, LBBW, Barclays, Credit Agricole, DZ Bank, Lloyds, Bank of China, Citi und Deutsche Bank. Aber Wirecard hat laut Bloomberg auch Kredite bei der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien (60 Millionen Euro) und der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (45 Millionen Euro).

Die meisten der betroffenen Banken seien für eine Verlängerung der Zahlungsverpflichtungen, heißt es in dem Bericht. Die RLB NÖ-Wien und die RLB ÖÖ haben den Bericht auf APA-Anfrage nicht kommentiert.

Wirecard hat in der vergangenen Nacht eingeräumt, dass 1,9 Milliarden Euro, die das Unternehmen auf Treuhänderkonten verbucht hatte, sehr wahrscheinlich nicht existieren. Deswegen prüft das Unternehmen nun die nachträgliche Korrektur seiner Bilanzen der vergangenen Jahre. Bei der Münchner Staatsanwaltschaft läuft bereits ein Ermittlungsverfahren gegen den am Freitag zurückgetretenen ehemaligen Vorstandsvorsitzenden, den Österreicher Markus Braun, und drei weitere Manager der Wirecard-Unternehmensführung wegen des Verdachts der Falschinformation von Anlegern in zwei Börsen-Pflichtmitteilungen.

Wirecard-Papier war plumpe Fälschung

Die angeblichen Bankbestätigungen für Treuhandkonten von Wirecard bei der philippinischen Bank BPI waren nach Angaben ihres Vorstandschefs eine plumpe Fälschung. "Als man uns das sogenannte Zertifikat gezeigt hat, war sehr klar, dass es falsch war", sagte der Chef der Bank of the Philippine Islands (BPI), Cezar Consing, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.

Auf Konten der Bank sei nie Geld von Wirecard gelandet. Er habe am vergangenen Montag (15. Juni) davon erfahren, als die Wirtschaftsprüfer von EY angefragt hätten, ob das Dokument echt sei. Die Bank habe umgehend festgestellt, dass ein "sehr niedrigrangiger" Manager das gefälschte Zertifikat unterzeichnet habe. Die Bank habe ihn entlassen.

Moody's entzieht das Rating komplett

Die Ratingagentur Moody's hat Wirecard die Bonitätsnote nun komplett entzogen. Die Experten hätten beschlossen, die Ratings zurückzuziehen, weil es Unregelmäßigkeiten in der Bilanz gebe, die noch aufzuklären seien, teilte Moody's am Montag mit.

Die Agentur verfüge nicht mehr über ausreichende Informationen, um eine Bewertung über die Kreditwürdigkeit des Zahlungsabwicklers aus der Nähe von München abzugeben. Am Freitag hatte Moodys's die Bonitätsnote von Wirecard um ganze sechs Stufen auf Ramschniveau zurückgestuft.

(APA)

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