Coronavirus

Mitarbeiter aus Corona-Schlachthof könnten in Heimatländer gereist sein

Mehrere Mehrfamilienhäuser in der Stadt Verl, in denen Werkvertragsarbeiter der Firma Tönnies leben, wurden unter Quarantäne gestellt.
Mehrere Mehrfamilienhäuser in der Stadt Verl, in denen Werkvertragsarbeiter der Firma Tönnies leben, wurden unter Quarantäne gestellt.APA/dpa/David Inderlied
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Die Gewerkschaft befürchtet, Mitarbeiter des Fleischbetriebs Tönnies seien ausgereist, um der Zwangsuqarantäne zu entgegen. Das Vertrauen von Arbeitsminister Hubertus Heil in die Konzernleitung sei „gleich null“.

Die gesamte Fleischindustrie steht seit längerem wegen der Arbeitsbedingungen in der Kritik. Bei Tönnies im Kreis Gütersloh gibt es mehr als 1300 mit dem Coronavirus infizierte Personen. Einige Mitarbeiter des vom Corona-Virus getroffenen Tönnies-Schlachthofes im Kreis Gütersloh könnten der Gewerkschaft NGG zufolge in ihre Heimatländer zurückgekehrt sein. "Es ist davon auszugehen, dass einige reisen", sagte der NGG-Landesvorsitzende Mohamed Boudih am Montag. Zudem hätten auch noch nicht alle Mitarbeiter des Schlachthofs mit rund 7000 Beschäftigten schriftliche Aufforderungen erhalten, sich in Quarantäne zu begeben. In dem Schlachthof sind unter anderem auch Menschen aus Rumänien, Bulgarien oder Polen beschäftigt.

Ein Sprecher des Kreises (entspricht etwa einem österreichischen Bezirk) sagte dazu, es habe mündliche Aufforderungen an die Mitarbeiter gegeben, sich in Quarantäne zu begeben. Zudem hatte der Kreis eine Allgemeinverfügung erlassen, dass alle auf dem Betriebsgelände tätigen Personen und Personen, die in Gemeinschaftsunterkünften wohnen, sich bis zum 02. Juli in häusliche Quarantäne begeben müssen. "Es ist diesen Personen in dieser Zeit untersagt, ihre Unterkünfte oder sonstigen Wohnstätten ohne ausdrückliche Zustimmung des Gesundheitsamtes zu verlassen", hieß es.

In dem Schlachtbetrieb waren dem Kreis zufolge bis Sonntag 6139 Personen auf Corona getestet worden. 1331 der Tests seien positiv ausgefallen. "Eine Reihe von Mitarbeitern ist ganz offensichtlich in die Heimat zurückgekehrt, unter anderem Personen, die negativ getestet worden sind und die die sich abzeichnende Quarantäne hier vermeiden wollten", hieß es auch von Seiten der Behörden.

Regierung will Werkverträge in der Branche verbieten

Die Bundesregierung will den Zuständen in der Branche mit einem geplanten Verbot von Werkverträges in Fleischfabriken entgegentreten. "Mit der gesundheitlichen Gefährdung und der Ausbeutung von Menschen muss Schluss sein", sagte Arbeitsminister Hubertus Heil der "Bild". Sein Vertrauen in die Tönnies-Konzernleitung sei "gleich Null".

Laut den Regierungsplänen dürfen ab Januar nur noch Mitarbeiter des eigenen Betriebes Tiere schlachten und das Fleisch verarbeiten. Kritiker machen die in der Fleischindustrie verbreiteten Sammelunterkünfte für osteuropäische Arbeiter und schlechte Hygienestandards für die rasante Ausbreitung des Virus in der Branche verantwortlich.

Gesetz soll noch dieses Jahr in Kraft treten

Eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums sagte, die Regierung habe Eckpunkte dazu bereits beschlossen. Der entsprechende Gesetzentwurf solle nun so schnell wie möglich ins Parlament eingebracht werden, idealerweise noch vor August. Das Gesetz solle dann zügig in Kraft treten, auf jeden Fall noch dieses Jahr.

Laut Seibert sind aber auch jetzt schon mehr Kontrollen in der Branche möglich. Ein Sprecher des zuständigen Finanzministeriums sagte, der Zoll habe zuletzt Prüfungen in Zusammenarbeit mit den Arbeitsschutzbehörden der Bundesländer intensiviert. Die Ergebnisse würden nun ausgewertet.

(Reuters)

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