Die libysche Regierung soll der Türkei zwölf Milliarden Euro überwiesen haben. Die Drohung einer Militärintervention von Ägyptens Präsident schürt die Sorge vor einem regionalen Krieg: Kommt es zum Clash mit Erdoğans Armee?
Tunis/Tripolis. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi kam mit großer Entourage und dem Staatsfernsehen im Schlepptau. Alles, was Rang und Namen hatte, war angetreten, um den Herrscher zu empfangen: Verteidigungsminister, Stabschef der Streitkräfte sowie die Kommandeure aller Truppenteile. Über den Himmel brausten Kampfflugzeuge in Formation. Der Besuch des Präsidenten in der Militärbasis Sidi Barrani in der westlichen Sicherheitszone war aufwendig inszeniert. Dabei ging es weniger um die Truppeninspizierung als vielmehr um die abschließende Rede von al-Sisi. Und die hatte es in sich: Der Präsident drohte mit einem militärischen Eingreifen im Nachbarland Libyen, wo seit dem Tod des Diktators Muammar Gadhafis 2011 ein Bürgerkrieg tobt.
Zwei Regierungen kämpfen um die Vorherrschaft. Die eine ist die von der UNO anerkannte von Premier Sarraj Tripolis; die zweite sitzt im ostlibyschen Tobruk – General Khalifa Haftar mit seiner nationalen libyschen Armee (LNA).
„Jede direkte Intervention von Ägypten in Libyen ist legitim“, erklärte al-Sisi in seiner Rede vor den versammelten Militärs. Denn die Tobruk-Regierung, die „einzige rechtmäßige Autorität“ in Libyen, habe darum gebeten. „Unsere Luftwaffe und unsere Spezialeinheiten stehen bereit, jederzeit Operationen durchzuführen.“ Die Streitkräfte würden sofort eingreifen, sobald die rote Linie überschritten sei – und die zog Ägyptens Staatsoberhaupt zwischen der Hafenstadt Sirte und dem 400 Kilometer südlich gelegenen al-Jufra.