Am Tönnies-Standort in Ostwestfalen rückte auch die Bundeswehr an.
Coronavirus

Schlachthof als Infektionsherd: Deutschlands große Schweinerei

Der größte Schlachthof der Republik ist zum gewaltigen Infektionsherd mutiert. Und seither steht die Fleischwirtschaft wieder am Pranger.

Berlin. Am Stammsitz des Fleischkonzerns Tönnies im ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück denken sie groß. 20.000 Schweine werden dort in der weißen Fabrik geschlachtet, zerlegt, als Steak verpackt oder schön in Wurst gepresst. Und zwar pro Tag. Rein rechnerisch dauert es 254 Werktage, bis sie nur im Werk in Rheda-Wiedenbrück so viele Schweine auf die Schlachtbank geführt haben wie in ganz Österreich in einem Kalenderjahr getötet werden. Doch jetzt steht der Tönnies-Stammsitz still. Schätzungen zufolge fallen 20 Prozent der deutschen Fleischproduktion aus. Auf einen Schlag.

Die Tönnies-Belegschaft ist in ihren Wohnungen unter Quarantäne, sofern ausländische Mitarbeiter nicht schon davor abgereist sind. Die Bundeswehr rückt an. Schulen und Kitas im Landkreis Gütersloh sind dicht. Denn der größte Schlachthof Deutschlands ist zum wohl größten lokalen Infektionsherd des Kontinents mutiert. Mindestens 1331 der 6500 Mitarbeiter haben sich mit Covid-19 angesteckt. Sechs von ihnen liegen auf der Intensivstation, was nahelegt, dass das Virus im Schlachthof schon einige Wochen grassiert.

Deutschland ist bisher ähnlich gut wie Österreich durch die Krise gekommen. Lokale Ausbrüche wie bei Tönnies oder in Berlin-Neukölln lassen die über einen siebentägigen Zeitraum berechnete Reproduktionszahl nun aber auf 2,03 nach oben schnalzen. 100 Infizierte stecken also im Schnitt 203 Menschen an. Die gefürchtete zweite Welle gibt es, Stand Montag, noch nicht. Die Zahl der Neuinfizierten stieg im Tagesvergleich nur um 573.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.