Archäologie

Rätsel bei Stonehenge: Riesiger Schachtkreis entdeckt

(c) APA/AFP/ADRIAN DENNIS (ADRIAN DENNIS)
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Sollte die Anlage eine kosmologische Verbindung herstellen? Und hatten die prähistorischen Erbauer sogar Messmethoden für große Distanzen?

Sollten sie einen heiligen Bezirk eingrenzen, zu ihm führen? Oder vor Gefährlichem im Inneren schützen? Bis heute gibt Rätsel auf, wozu Menschen in der Jungsteinzeit auf den Britischen Inseln, vor allem in Südengland, Erdwälle und Gräben um große runde oder ovale Flächen errichteten – öfters auch mit Steinkreisen im Inneren. „Henges“ nannte man sie später (das ist eigentlich eine Art Tor), weil sie an die ringförmige Anlage von Stonehenge erinnerten.

Nur wenige Kilometer von Stonehenge entfernt haben Forscher – darunter auch Österreicher – nun einen in seiner Art einzigartigen Kreis entdeckt. Er besteht aus lauter Schächten; über 20 sind es, jeder hat zehn Meter Durchmesser und ist fünf Meter lang. Insgesamt hat die Kreisanlage einen Durchmesser von über zwei Kilometern.
Über 4500 Jahre ist der Schachtkreis alt. Aus dieser Zeit, in der sich die ersten Bauern in Großbritannien ansiedelten, stammen auch die Durrington Walls, die vom Kreis eingeschlossen werden. Das ist die größte bekannte steinzeitliche Siedlung Nordeuropas, von der wir heute wissen, und auf ihrem Boden finden sich einige der größten in Europa entdeckten Megalithreihen. Auch der kleinere, jüngere Erdkreis Woodhenge befindet sich innerhalb des Kreises.

(c) Grafik: Die Presse

Was die Forscher verblüfft

Was die Wissenschaftler aber besonders überraschte: Die Erbauer scheinen den Kreis bewusst so gelegt zu haben, dass er eine mindestens 1500 Jahre ältere Anlage integriert: die Larkhill Causewayed Enclosure. Der Abstand von ungefähr 800 Metern dürfte ein Kriterium beim Bau des Schachtkreises gewesen zu sein, heißt es von seiten der am Projekt beteiligten Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Die sehr sorgfältige Planung dieser Anlage auf einer derartig großen Fläche ist überraschend und könnte ein Beweis sein, dass die Menschen schon damals Methoden zur Vermessung über relativ große Distanzen kannten.“
Wozu dieser extrem aufwendige Bau? Für die Forscher deutet er darauf hin, dass die Erbauer wichtige kosmologische Verbindungen zwischen den Anlagen sahen. Die Schächte könnten ein Weg zu den rituellen Stätten gewesen sein – oder eine heilige Grenze zu ihnen markiert haben, die nicht überschritten werden durfte.

Österreicher haben maßgeblich bei der Entdeckung der Schächte mitgeholfen: An dem Projekt, das die University of Bradford leitete, beteiligten sich Mitarbeiter des LBI ArchPro (Ludwig Boltzmann Institut für archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie) sowie der Abteilung für Angewandte Geophysik der ZAMG. Das Projekt selbst ist wiederum ein Teil des internationalen Stonehenge Hidden Landscape Project. (sim)

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