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Weniger Werbung und Gebühren: Das Corona-Loch im ORF-Budget

Hier tagt der Stiftungsrat: Der große Sitzungssaal des ORF.
Hier tagt der Stiftungsrat: Der große Sitzungssaal des ORF.ORF
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Bis 2021 muss der ORF 75 Millionen Euro sparen. Vor der Sitzung des Stiftungsrats am Donnerstag wird wieder der Ruf nach Gebührenrefundierung laut.

„Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise treffen, wie alle Medienunternehmen, natürlich auch den ORF schwer“, heißt es in einem Statement, das der ORF auf Nachfrage an Journalisten verschickt, die nach dem Stand der Dinge und dem drohenden – zusätzlichen – Sparpaket fragen. Die Rechnung ist ernüchternd: Die Werbeeinnahmen sind weggebrochen, die Gebührenerträge (wegen Gebührenbefreiungen aufgrund von Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit) gesunken – mit einer raschen Erholung sei „nicht zu rechnen“, heißt es. „Hinzu kommen die Mehrkosten durch die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen und die zahlreichen corona-bedingten Sonderprogramme ( . . . ) während des Lockdowns.“

29 bis 54 Mio. Euro Minus - je nach Szenario

Auch wenn aufgrund der Verschiebung großer Sportevents (Fußball-EM, Olympische Spiele) auf das kommende Jahr diese Kosten aufs Budget 2021 weitergeschoben werden können – unterm Strich muss der ORF heuer mit einem Minus rechnen. Für 2020 rechnet das Unternehmen dem Vernehmen nach mit einem operativen Minus von 29 bis 54 Mio. Euro (je nach Szenario).

„Um bei geringeren Erträgen und erhöhten Kosten 2021 in die schwarzen Zahlen zurückzukehren, muss der ORF insgesamt 75 Mio. Euro einsparen“, heißt es in der ORF-Information – das sind aufgrund der aktuellen Lage um 40 Mio. Euro mehr als im ohnehin bereits vorgegebenen Sparplan (der jährlich 30 bis 35 Mio. Euro an Sparvolumen vorsieht). Wie es finanziell mit dem ORF weitergehen soll, darüber wird am Donnerstag im Stiftungsrat beraten. In Zahlen zu gießen hat das ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz dann bis spätestens Mitte November, wenn der Finanzplan 2021 vorzulegen ist.

Sparen bei Peter Klien?

Gespart werden soll bei Personal- und Sachkosten. Laut einem Bericht des Branchenmagazins „Horizont“ sollen die Landesstudios acht Mio. Euro sparen, das Funkhaus fünf Mio. Euro, die Medienforschung sieben Mio. Euro. Spüren werden das auch die Zuschauer. Dem Vernehmen nach sollen 27 Mio. Euro weniger für das TV-Programm zur Verfügung stehen. Kolportiert wird derzeit, dass etwa Peter Kliens Late-Night-Show „Gute Nacht Österreich“ dem Sparstift zum Opfer fallen könnte.

SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer sprach sich daher vor der Sitzung für die Wiedereinführung der Gebührenrefundierung aus. Lederer argumentiert unter anderem damit, dass durch die Programmeinsparungen Jobs in der Kreativindustrie gefährdet seien. Er wolle auch nicht, dass im ORF Jobs gestrichen werden, die man dann durch Leiharbeitskräften in extern angeheuerten Firmen ersetzt. Lederer will am Donnerstag außerdem die Frage aufwerfen, ob der ORF in der Krise ausgewogen berichtet hat.
Die ÖVP, die die Mehrheit im ORF-Stiftungsrat hat, ist hingegen der Ansicht, der ORF solle es aus eigener Kraft zurück in die schwarzen Zahlen schaffen. ÖVP-„Freundeskreis“-Leiter Thomas Zach wünscht sich daher Strukturreformen, bessere Abläufe und mehr Digitalisierung.

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