Hat Kik Finanzen der Mitarbeiter ausspioniert?

Finanzen Mitarbeiter ausspioniert
Finanzen Mitarbeiter ausspioniert(c) Michaela Bruckberger
  • Drucken

Der Textildiskonter Kik soll jahrelang die Vermögensverhältnisse seiner Mitarbeiter ausspioniert haben. Wer in finanziellen Problemen steckte, dem wurde gekündigt.

Hamburg/WIEN (ag./cim). Das berichtete die ARD-Sendung „Panorama“ unter Berufung auf einen früheren Bezirksleiter von Kik. Guido Hagelstede erklärt, er selbst habe Mitarbeitern kündigen müssen oder ihre Verträge nicht verlängern dürfen, wenn sie in Geldnöten steckten. Meist ging es dabei um Personal in der Probezeit oder in befristeten Dienstverhältnissen. Galt der Kündigungsschutz, wurde es schwieriger.

Über die persönlichen Finanzen der Mitarbeiter soll sich Kik bei der Creditreform informiert haben. Meldete die Creditreform etwa Zahlungsunfähigkeit, musste sich Hagelstede einen Grund ausdenken, um den Beschäftigten loszuwerden. Ob solche oder ähnliche Methoden auch in Österreich angewandt wurden, das wollte Kik nicht kommentieren.

In Deutschland dürfte Kik jahrelang so gearbeitet haben. Seit 2009 arbeite man aber nicht mehr mit der Creditreform und auch mit keiner anderen Wirtschaftsauskunftei zusammen, teilte Kik mit. Zum Vorwurf, Kik habe überschuldeten Mitarbeiter gekündigt, gab es am Donnerstag keine Stellungnahme. Die Creditreform bestätigt, dass Kik Daten bezogen hat. Allein in den Jahren 2008 und 2009 soll Kik die Finanzen seiner Mitarbeiter in 49.000 Fällen bei der Creditreform abgefragt haben.

Schwierige Beweisführung

Arbeitet jemand in sensiblen Bereichen wie der Kasse, seien solche Auskünfte datenschutzrechtlich auch zulässig, heißt es dort. Werden persönliche Daten von Mitarbeitern mit der Absicht, ihnen zu schaden, besorgt, ist das laut Datenschutzgesetz strafbar. Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat 2009 wegen ähnlicher Vorwürfe gegen Kik ermittelt. Damals konnte nicht bewiesen werden, dass Kik systematisch verschuldete Mitarbeiter aussiebt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.