75. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland: Das Volk der Sowjetunion habe "einen nicht wieder gutzumachenden Preis“ gezahlt, sagte Putin. Schaulustige hatten heuer wegen umfangreicher Absperrungen keine gute Sicht auf die Waffenschau.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Weltgemeinschaft aufgerufen, die Verdienste der Sowjetarmee bei der Befreiung vom Hitler-Faschismus niemals zu vergessen. „Es ist nicht möglich, sich vorzustellen, was mit der Welt passieren wäre, wenn die Rote Armee sie nicht verteidigt hätte", sagte er am Mittwoch auf dem Roten Platz in Moskau.
Putin nahm bei Sonnenschein die größte Militärparade der russischen Geschichte ab. Anlass ist der 75. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland. Die Parade war wegen der Coronakrise vom traditionellen Termin am 9. Mai auf den 24. Juni verschoben worden. An dem Alternativtermin fand vor 75 Jahren die erste Siegesparade statt.
Covid-19-Fälle in der kirgisischen Delegation
Wegen der andauernden Pandemie waren nur wenige internationale Gäste angereist: Neben Putin saßen mehrere Staatsoberhäupter aus postsowjetischen Staaten sowie der serbische Präsident Aleksandar Vučić. Der kirgisische Präsident Sooronbai Jeenbekow, der nach Moskau gereist war, konnte nicht an der Parade teilnehmen. Zwei seiner Delegationsmitglieder sind positiv auf Covid-19 getesten worden.
Auch mehrere Veteranen beobachteten von der Festtribüne die Marschformationen von mehr als 13.000 Soldaten. Für Schaulustige war der Zugang zur Parade anders als in früheren Jahren wegen der Coronakrise beschränkt.
Sowjetunion trug Hauptlast
Zugleich warnte Putin vor Versuchen der Geschichtsfälschung. „Das Volk der Sowjetunion hat einen nicht wieder gutzumachenden Preis für die Freiheit Europas gezahlt." Die Menschen der Sowjetunion hätten die Hauptlast getragen. 27 Millionen Tote zählte das Anfang der 1990er-Jahre zerfallene Land im Zweiten Weltkrieg. Das sei die "Wahrheit über den Krieg", die nie vergessen werden dürfe.
Deutschland habe mit seinem Überfall auf die Sowjetunion 1941 mehr als 80 Prozent seiner Streitkräfte gegen das Land gerichtet. Diese „unerbittliche Armada" und „das totale Böse" seien aber am Widerstand des sowjetischen Volkes zerbrochen, sagte Putin.
Zugleich bot Putin der internationalen Gemeinschaft einmal mehr an, an einem System für die weltweite Sicherheit zu arbeiten. „Nur zusammen können wir sie (die Welt) vor neuen gefährlichen Bedrohungen beschützen."
Masken für Schaulustige verteilt
Das Zentrum Moskaus, etwa die Twerskaja-Straße, war für Zuschauer dieses Jahr weiträumig abgesperrt. Dennoch versammelten sich an angrenzenden Plätzen viele Schaulustige. Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin hatte zuvor die Bürger dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben und die Parade vor dem Fernseher zu verfolgen.
Junge Menschen, die T-Shirts mit der „Freiwillige Moskaus“ trugen, verteilten auf den Straßen kostenlose Einwegmasken. Dabei dürfte es sich um eine Initiative Sobjanins gehandelt haben, der einen Anstieg der Covid-Zahlen wegen der Massenveranstaltung befürchtet. Am Dienstag registrierte man in Moskau 811 Covid-Neuinfektionen, im ganzen Land waren es mehr als 7100. Mehr als 606.000 Fälle zählt man insgesamt.
(APA/som)