Kunstlicht

Ist eine österreichische Kunstgeschichte nationalistisch?

Man ist ja schon froh, wenn das Wiener Kunstgeschichte-Institut überhaupt einmal von sich reden macht. Meinetwegen auch als Zankapfel.

Manche Artikel verfolgen einen – auf je samteneren Pfoten, desto besser. Etwa durch eine winzige Ergänzung der Pflichtlektüre einer Kunstgeschichte-Vorlesung, bei der den Studierenden plötzlich ganze vier Seiten von Werner Hofmanns „Klimt und die Wiener Jahrhundertwende“ zugemutet wurden. Wohlgemerkt am Wiener Institut für Kunstgeschichte, an dem der österreichischen Moderne zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird, wie einige nicht völlig unnamhafte Wiener Kunsthistoriker am 8. Juni in der „Presse“ monierten.

Weniger samtpfotig war dagegen die Reaktion von Contemporary Matters, einer Gruppe Studierender und Kulturschaffender, deren Gastkommentar die gestrige „Presse“ breiten Platz widmete. Bestens, herrlich, lasst uns diskutieren.

Vertreten wird dort u. a. die Meinung, dass es nationalistisch sei, einer österreichischen Kunst eine eigene Professur einzuräumen. Dass die heilige Universität nicht Museen, Kunsthandel oder gar Tourismus in die Hände spielen sollte. Dass Klimt sowieso Lehrveranstaltungen gewidmet wurden in den vergangenen Jahren. Man müsste sie allerdings eher Leerveranstaltungen nennen, handelte es sich dabei doch vorwiegend um auf 25 Teilnehmer beschränkte Übungen oder Seminare. Der Rest der zweieinhalbtausend Studierenden hat Pech gehabt. Das haben sie auch, wenn demnächst alle drei Professorinnen, die aus eigenem Antrieb bisher vorwiegend die Abschlussarbeiten mit österreichischen Themen betreuten, in Pension sind. Ihnen ist der Großteil der Menge zu verdanken, die Contemporary Matters als Argument gegen eine eigene Professur ins Rennen führt: Es seien doch jetzt schon ein Drittel aller Dissertationen österreichischen Themen gewidmet! Nicht mehr lang, wagt man da anzufügen.

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