Im Wirecard-Bilanzskandal haben die Sicherungen wie so oft nicht angeschlagen. Auf die möglicherweise zu lasch agierenden Kontrollore rollt nun eine Klagswelle zu.
Der Bilanzskandal um den deutschen Zahlungsdienstleister Wirecard weitet sich immer mehr zum Kriminalfall aus. Die deutsche Finanzmarktaufsicht (Bafin) hat ihre Ermittlungen auf Marktmanipulation und Bilanzfälschung ausgeweitet, der gefeuerte Wirecard-Vorstand Jan Marsalek soll auf den Philippinen, die mit Deutschland kein Auslieferungsabkommen besitzen, untergetaucht sein, und im Hintergrund zeichnen sich Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe gegen das Unternehmen und die Bilanzprüfer ab. Unterdessen kocht in Deutschland die Diskussion darüber hoch, wie es gelingen konnte, „Luftbuchungen“ auf fernöstlichen Treuhandkonten über 1,9 Mrd. Euro – ein Viertel der Bilanzsumme – an allen internen und externen Kontrollinstanzen vorbei zu tätigen.
Deutsche Politiker verlangen eine Verschärfung der Regularien, um beispielsweise der Finanzmarktaufsicht (deren Chef unterdessen Totalversagen eingestanden hat und die Vorgänge eine „Schande“ nennt) bessere Kontrollmöglichkeiten zu verschaffen. Zumindest im Fall der ebenfalls unter starken Beschuss gekommenen Bilanzprüfer würden die bestehenden Regeln freilich ausreichen, meinen Wirtschaftsprüfer. Vorausgesetzt, man wende sie auch akribisch an.