Diplomatiegeschichte

Österreichs erster Botschafter bei der Europäischen Gemeinschaft verstorben

AVA (www.audiovisuellesarchiv.org)
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Der pensionierte Diplomat Wolfgang Wolte ist 89-jährig verstorben. Er hatte seine Karriere 1955 begonnen und mit seinem historischen Posten in Brüssel und der Vorbereitung von Österreichs EU-Betritt gekrönt.

Einer der bedeutendsten Diplomaten der jüngeren Geschichte Österreichs ist tot: Wolfgang Wolte, der erste österreichische Botschafter bei der Europäischen Gemeinschaft (EG), ist am Mittwoch im Alter von 89 Jahren gestorben. Das gaben das Außenministerium in Wien sowie die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), dessen Vorstandsmitglied Wolte seit 1997 war, am Donnerstag bekannt.

Als erster Vertreter Österreichs bei der Vorläuferorganisation der Europäischen Union (EU) zwischen 1987 bis 1993 in Brüssel war Wolte maßgeblich an der Vorbereitung des österreichischen EU-Beitritts mit Wirkung zum 1. Jänner 1995 beteiligt. Zuvor war mit Inkrafttreten des Maastricht-Vertrags 1993 die EG in die EU gewandelt worden.

Karrierestart 1955

"Wolte war ein patriotischer Österreicher und glühender Europäer“, hieß es seitens der ÖGfE in einer Aussendung. „Jemand, der aufgrund seiner historischen und persönlichen Erfahrungen stets das Gemeinsame vor das Trennende stellte. Sein Leben lang seien Wolte die europäische Integration und das Friedensprojekt ein Herzensanliegen gewesen.

WOLTE Wolfgang
WOLTE WolfgangClaudia Rohrauer/Wirtschaftsblatt

Wolte, Jahrgang 1931 und gebürtiger Salzburger, der aber großteils in Südkärnten aufwuchs, war unter den ersten österreichischen Fulbright-Stipendiaten, die für ein Jahr in die USA gingen. Dort lernte der Jusstudent 1951/52 an der Miami University in Ohio. Danach promovierte er in Wien zum Doktor der Rechte und begann im Staatsvertragsjahr 1955 eine Karriere beim Auswärtigen Amt unter Außenminister Leopold Figl.

Sein erstes Auslandsposting als junger Diplomat war bei der UNO in New York, später arbeitete er unter anderem an den Vertretungen in Kanada, Schweden und Deutschland. Von 1980 bis 1986 war er Botschafter in China, 1987 bezog er den historischen Posten in Brüssel.

Nach seiner Rückkehr aus Belgien war er in Wien Sektionsleiter und zuletzt bis zu seiner Pensionierung 1996 stellvertretender Generalsekretär des Außenministeriums, damaliger Außenminster war Wolfgang Schüssel.

Gastkommentar in der „Presse" noch im April

Noch Ende April hatte Wolte, der in seiner Pension unter anderem gern auch als Leserbriefschreiber der „Presse" auftrat, in dieser Zeitung einen Gastkommentar veröffentlicht. Dabei betonte er erneut seinen Glauben an den europäischen Einigungsprozess und schilderte unter anderem den Widerstand des seinerzeitigen französischen EG-Kommissionspräsidenten Jacques Delors gegen eine EG/EU-Erweiterung.

>>> Link zu einem Video des „Audiovisuellen Archivs" über ein sehr persönlich gehaltenes Gespräch mit Wolfgang Wolte 2018.

(APA/red.)

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