Deutschland

Systemversagen im Fall Wirecard

Wirecard-Hauptquartier
Wirecard-HauptquartierTobias Hase / dpa / picturedesk.
  • Drucken

Der in einen Bilanzskandal geschlitterte Zahlungsdienstleister muss Insolvenz anmelden – als erster DAX-Konzern jemals. Das hat weitreichende Folgen. Auch für den Kapitalmarkt und die Aktienkultur.

Der Skandal um Wirecard hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Angesichts des 1,9 Milliarden Euro tiefen Lochs in der Bilanz hat der deutsche Zahlungsdienstleister am Donnerstag Insolvenz angemeldet. „Der Vorstand der Wirecard AG hat entschieden, für die Wirecard AG beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen“, teilte der Konzern mit. Damit ist erstmals in der Geschichte des deutschen Leitindex ein DAX-Mitglied in die Pleite geschlittert. Doch was bedeutet das nun für Gläubiger, Kunden, Aktionäre und das Vertrauen in den Kapitalmarkt?

Mehr zum Thema im "Presse"-Podcast:

In der aktuellen Folge Podcasts 1848 analysiert „Presse"-Wirtschaftschef Gerhard Hofer im Gespräch mit Anna Wallner den Wirecard-Krimi.

Direkt abrufbar gleich hier.

Banken wurden überrascht

Die Banken, denen Wirecard Geld schuldet, werden die Kredite wohl großteils abschreiben müssen. „Es gibt keinen Weg, dass Wirecard seine Schulden von insgesamt 3,5 Milliarden Euro aus dem gesunden Kerngeschäft zurückzahlen kann“, sagte ein Insider zu Reuters. Der Agentur Bloomberg zufolge schuldet Wirecard 15 Banken, allen voran ABN Amro, Commerzbank und ING, aber auch den Raiffeisenlandesbanken Oberösterreich und Niederösterreich-Wien, insgesamt 1,75 Mrd. Euro, wobei nicht alle Kreditlinien ausgeschöpft worden sein dürften. Zudem sind auch Anleihegläubiger betroffen. Wie viel sie erhalten werden, ist offen. Das Unternehmen und auch der Wirtschaftsprüfer werden sich nun wohl mit einer Flut an Klagen konfrontiert sehen. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt wegen des Verdachts der Bilanzfälschung und der Marktmanipulation.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der Österreicher Markus Braun war bis vergangenen Freitag CEO von Wirecard.
1848 - Der "Presse"-Podcast

#26: Der Wirecard-Krimi und die Folgen für Anleger

In dieser Folge analysiert „Presse"-Wirtschaftsressortchef Gerhard Hofer die Vorgänge rund um den strauchelnden DAX-Konzern und den österreichischen Ex-CEO Markus Braun. Zu Wort kommt auch Anleger-Vertreter Wilhelm Rasinger.
Wirecard Central Eastern Europe GmbH is seen in Vienna
Bilanzskandal

Grazer Wirecard-Tochter meldet Insolvenz an

Der milliardenschwere Bilanzskandal des deutschen Zahlungsdienstleisters wirkt sich auf seine Töchteruntenehmen aus. Auch das deutsche Finanzministerium überarbeitet sein Konzept.
Wirecard Central Eastern Europe GmbH is seen in Vienna
Insolvenz

Wer will was vom Wirecard-Kuchen?

Aus dem Bilanzskandal ist nun ein Betrugsfall geworden. Der Insolvenzverwalter will den deutschen Zahlungsabwickler zerschlagen. Konkurrenten bringen sich dafür in Stellung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.