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ORF-Stiftungsrat: Reden über Geld – und Steger

Bild von einer früheren Stiftungsratssitzung: Alexander Wrabetz und Norbert Steger.
Bild von einer früheren Stiftungsratssitzung: Alexander Wrabetz und Norbert Steger.APA/GEORG HOCHMUTH
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Ein Stiftungsrat sägt – erfolglos – am Sessel des Vorsitzenden Steger. 2021 will ORF-Chef Wrabetz wieder ein ausgeglichenes Budget schaffen.

Wenn man ihn loswerden wolle, müsse man ihm das schon sagen, meinte Norbert Steger im April dieses Jahres im Gespräch mit der „Presse“. Aufgrund des Nationalratswahlergebnisses mussten u. a. vier FPÖ-nahe Stiftungsräte das ORF-Gremium verlassen. Ihr Parteifreund Steger blieb – er hat den Vorsitz inne. Neos-Stiftungsrat Hans Peter Haselsteiner nützte am Donnerstag die Gelegenheit, um an Stegers Sessel zu sägen: Er beantragte bei der ersten Stiftungsrats-Sitzung nach Corona eine Änderung der Geschäftsordnung, um eine Abberufung des Vorsitzenden zu ermöglichen. Doch weder der ÖVP-„Freundeskreis“, der die Mehrheit im Gremium innehat, noch irgendein anderer Rat wollte das Ansinnen unterstützen.

Einstimmig wurde die Bilanz für das Jahr 2019 abgesegnet: Unterm Strich kam für den Gesamtkonzern ein Gewinn vor Steuern (EBT) in der Höhe von 21,2 Mio. Euro heraus, bei der Muttergesellschaft waren es 20,6 Mio. Euro. Die Umsatzerlöse lagen bei 1053,2 Mio. Euro (2018: 1045,83 Mio.); 643 Mio. Euro kamen aus Programmentgelten (2018: 637,1 Mio.), 219,5 Mio. Euro aus der Werbung (2018: 229,6 Mio. Euro), 190,7 Mio. Euro waren sonstige Umsatzerlöse (2018: 179,1 Mio. Euro). Für 2020 sieht die Lage wegen der Coronakrise schlechter aus. Zentrales Thema im Stiftungsrat war daher auch das 75-Millionen-Euro-Sparpaket, dassich der ORF vorgenommen hat. Die jeweiligen Abteilungen hätten schon ihre Vorgaben, sagte ORF-Generaldirektor Wrabetz nach der Sitzung. In einem „schlanken und schnellen Prozess“ soll nun eine Strategie für die Jahre bis 2025 ausgearbeitet werden. Ziel sei, dass die Geschäftsführung im November ein Budget vorlegen kann, das „wieder ein ausgeglichenes Ergebnis“ für 2021 vorsieht. Die Strategie sei noch „kein Wahlprogramm“, sagte Wrabetz in Hinblick auf die im Sommer 2021 anstehende ORF-Wahl, sondern schlicht und einfach notwendig.

Roland Weißmann leitet ORF-Player

Weiter vorangetrieben werden soll das Projekt des ORF-Media-Players. Hier bleibt allerdings abzuwarten, welche rechtlichen Möglichkeiten dem ORF in Sachen Digitalisierung eingeräumt werden. Der Stiftungsrat bestellte am Donnerstag Roland Weißmann zum 3. Geschäftsführer des ORF-On. Der TV-Chefproducer wird damit auch Leiter des Projekts ORF-Media-Player.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2020)

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