Pizzicato

Boris und die Pub-Revoluzzer

Nicht auszudenken, würde der Lockdown in Old Britannia nicht bald enden.

Die eine Hälfte des Inselvolks wäre auf den Barrikaden, die andere würde auf Schleichwegen nach Spanien entfleuchen und unter hispanischer Sonne grillen, um binnen 15 Minuten mit Sonnenbrand darniederzuliegen und Abkühlung zu suchen. Die Gemüter waren zuletzt ja so erhitzt, dass manche im Zuge der Proteste gegen Rassismus dem Nationalheiligtum Winston Churchill vor dem Parlament an den Kragen gehen wollten.

Neulich exerzierten 100 Biertrinker in einem Liverpooler Pub ihren eigenen Lockdown. Ein privates Besäufnis als Testlauf für die überschäumende Meisterfeier des FC Liverpool unter Jürgen „Kloppo“ Klopp, den sie an der Merseyside verehren wie die „Fab Four“, die Beatles. Die Pub-Revoluzzer hatten die Sympathien von Stanley Johnson, der sich in Coronazeiten ein gepflegtes Bier nicht verwehren lassen wollte und inzwischen ein Exil in Frankreich in Erwägung zieht. Der kluge Mann baut in Brexit-Zeiten eben vor.

„Cheers, Boris“, jubelten die Gazetten seinem Sohn zu. Den Premier plagen ganz andere Sorgen. Nach 100 Tagen Ausnahmezustand ähnelt seine Frisur jenem Hippie-Topfschnitt aus Kindheitstagen der frühen 1970er-Jahre, als er und seine Brüder Leo und Jo nicht von ihrer Schwester Rachel zu unterscheiden waren.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2020)

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