Botschafter Wolfgang Wolte starb im 89. Lebensjahr.
Wien. Zum Abschied aus Brüssel spielte er für seine Mitarbeiter am Flughafen noch einmal Klavier. Wolfgang Wolte hat die klassische Musik geliebt und die Idee des gemeinsamen Europa ganz besonders. Am Mittwoch ist er im 89. Lebensjahr in Wien gestorben. Der lang dienende Spitzendiplomat bei den Vereinten Nationen in New York, an den Botschaften in China, Kanada und Deutschland, war einer der wichtigsten Wegbereiter des österreichischen EU-Beitritts.
Von 1987 bis 1993 leitete er die Vertretung bei der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel. Danach dirigierte er im Außenministerium die weiteren Vorbereitungen auf die Mitgliedschaft. Als im April 1994 die Beitrittsverhandlungen in langen, mühsamen, nächtlichen Gesprächen abgeschlossen wurden, war er die väterliche Figur, der erfahrene Diplomat im Hintergrund, der Außenminister Alois Mock und die weiteren nach Brüssel angereisten Regierungsmitglieder beriet.
Wolte, der einst das Abtgymnasium Seckau absolvierte, bevor er in Wien und den USA Jus studierte, blieb dem europäischen Gedanken auch nach seiner Pensionierung treu. Er engagierte sich als aktiver Vorstand in der Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE). (wb)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2020)