Krisengewinner

Die Wiederauferstehung des Olaf Scholz

Scholz erhält gar Lob von Juso-Chef Kühnert: „Er macht seinen Job in diesen Tagen verdammt gut.“
Scholz erhält gar Lob von Juso-Chef Kühnert: „Er macht seinen Job in diesen Tagen verdammt gut.“ (c) REUTERS (Annegret Hilse)
  • Drucken

Der gescheiterte Kandidat für den SPD-Vorsitz könnte die Partei in die nächste Wahl führen.

Berlin. Olaf Scholz kann Angriffe einfach weglächeln. Im Kampf um den SPD-Vorsitz stichelte sein Rivale Norbert Walter-Borjans immer wieder auf offener Bühne gegen den anwesenden Parteifreund. Er sprach Scholz implizit die Eignung als sozialdemokratischer Finanzminister ab. Und Scholz? Wirkte völlig ungerührt und lobte im Nachgang den Kandidatenprozess in der SPD. Der Rest ist bekannt: Scholz scheiterte im Kampf um den SPD-Vorsitz an dem prononciert linken Duo Walter-Borjans und Saskia Esken. Die rote Basis hatte ihm, dem Vizekanzler und Schwergewicht der Runde, eine Hinterbänklerin im Bundestag und einen Politpensionär vorgezogen. Eine Blamage, von der man sich nicht erholen kann. Dachte man in Berlin.

Sieben Monate später deutet vieles darauf hin, dass der gescheiterte Kandidat für den SPD-Vorsitz der nächste Kanzlerkandidat der SPD werden könnte. „Dass Olaf Scholz eine ernst zu nehmende Option ist, bestreitet niemand“, erklärte SPD-Co-Chef Walter-Borjans neulich in einem Interview. Auch SPD-Vize Kühnert, der Anti-Scholz, lobt seinen Rivalen für dessen Krisenmanagement über den grünen Klee.

Scholz hatte die Niederlage um den SPD-Vorsitz zunächst einfach ausgesessen. Dabei nützte ihm, dass es in der SPD mehrere Machtzentren gibt, nicht nur die Parteizentrale, sondern auch die regierungswillige Fraktion und die Ministerriege.

Und dann kam Corona. Scholz, 62, strahlt eine hanseatische Kühle aus. Und er verfällt gern ins Floskelhafte, was ihm einst den Spitznamen „Scholzomat“ eintrug. Doch in der Krise trug er auch rhetorisch dick auf. Er kündigte an, die „Bazooka“ zu zücken, und dass Deutschland „mit Wumms“ aus der Krise kommen solle. Er schnürte gigantische Hilfspakete und war ein Architekt des sogenannten Merkel-Macron-Plans. Und en passant wurde auch ein alter Streit auf Eis gelegt, den Scholz, ein eiserner Verfechter der „schwarzen Null“, und die Parteispitze über die Frage eines ausgeglichenen Haushalts führten. Denn in der Krise stellt sich die Frage nicht. Die „schwarze Null“ ist begraben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.