2021 soll endgültig Schluss sein. Dann will die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, die politische Bühne verlassen. Und was wird dann aus der CDU?
Analyse

Wie geht es in der CDU nach Merkel weiter?

Die alte Dame CDU feiert ihren 75. Geburtstag. Ohne Fest – und ohne echte Parteiführung, aber mit einem Hoch in Umfragen.

Berlin. Sie träumten vom „wahren christlichen Sozialismus“ und von einer Welt, in der die „Vorherrschaft des Großkapitals“ gebrochen wird. Wer die „Kölner Leitsätze“ der CDU aus dem Juni 1945 liest und die Maßstäbe der Gegenwart anlegt, reibt sich verwundert die Augen. Und doch gelingt damals Historisches. Die Gründerväter errichten eine Partei, die alle sozialen Schichten adressieren will und, damals spektakulär, von Anfang an auch „überkonfessionell“ angelegt ist. Die also sowohl (den tonangebenden) Katholiken als auch den Protestanten Heimat sein soll. Oder anders: Auf den Trümmern des Kriegs gründen sie eine Volkspartei – auch als Antwort auf die Zerrissenheit der Weimarer Republik, in der Hitlers NSDAP letztlich leichtes Spiel hatte.

Am Freitag feierte die CDU ihren 75. Geburtstag, also die alte Dame, die an allen großen Wegmarken der Republik auftaucht. Ihr Übervater, Konrad Adenauer, hat als Kanzler jene Pflöcke mit eingeschlagen, die Europas größte Volkswirtschaft bis heute tragen. Er hat die Republik an den Westen gebunden, die europäische Einigung begonnen und Ludwig Erhard die „soziale Marktwirtschaft“ umsetzen lassen. Die sozialistischen Gedankenspiele hatten sie rasch abgelegt. Und unter Helmut Kohl wurde wiedervereinigt.

Der CDU steckt viel Geschichte in den Knochen. Aber zuletzt wirkte sie nach 15 Regierungsjahren in Folge erschöpft und orientierungslos. Noch im Februar wähnte CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn die Partei in der „größten Krise“ ihrer Geschichte. Dann kam Corona und hob die Union auf ein Zwischenhoch in den Umfragen, wie sie es seit der Flüchtlingskrise nicht mehr erlebt hatte. CDU/CSU kratzen an der 40-Prozent-Marke. Aber die Zahlen sind eine Momentaufnahme. Und sie spiegeln auch die Popularität der Krisenkanzlerin Angela Merkel. Sie ist im Herbst 2021 weg. Und dann?

Armin Laschet (links) und Jens Spahn
Armin Laschet (links) und Jens Spahn APA/AFP/POOL/FEDERICO GAMBARINI

„Laufen lernen“

„Die Partei muss laufen lernen“, hatte die ostdeutsche Pfarrerstochter ihrer Partei öffentlich geraten, als – dunkelstes Kapitel – die Spendenaffäre um den Ehrenvorsitzenden Helmut Kohl über die CDU hereinbrach. Der Satz der damaligen Generalsekretärin Merkel aus dem Jahr 1999 wird gern zitiert. Auch von Spahn. Bloß: Wohin laufen und wer läuft voran? Merkels Kronprinzessin ist im Berliner Scheinwerferlicht rasch verglüht. Annegret Kramp-Karrenbauer ist nur noch Parteichefin, weil die Wahl ihres Nachfolgers auf Dezember verschoben werden musste. Ein starker Nachfolger an der CDU-Spitze drängt sich nicht auf. Auch wenn es drei Kandidaten gibt. „Wir können da wählen, wen wir wollen, das wird kein Befreiungsschlag werden“, sagt ein prominentes CDU-Mitglied zur „Presse“. Es brauche wohl „eine Mannschaftslösung“.

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