Volkswirtschaft

Wifo senkt neuerlich die Prognose

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Nachdem im April noch ein Minus von 5,25 Prozent erwartet wurde, gehen die Ökonomen nun sogar davon aus, dass die Wirtschaft heuer um 7,0 Prozent schrumpfen wird. Die Folgen sind steigende Arbeitslosigkeit und ein Defizit von über zehn Prozent des BIP.

Wien. Kurz und schmerzhaft. So kann man die aktualisierte Prognose des Wifo für die heimische BIP-Entwicklung des heurigen Jahres zusammenfassen. Diese wurde von den heimischen Ökonomen am Freitag neuerlich nach unten revidiert. Ging man beim jüngsten Update Ende April noch davon aus, dass die Wirtschaft heuer zumindest um den Wert von 5,25 Prozent schrumpfen werde, so wird nun ein Minus von 7,0 Prozent erwartet.

„Die umfangreichen Restriktionen, die verhängt wurden, um die Ausbreitung der Covid-19 Infektionen zu begrenzen, haben eine weltweite Rezession zur Folge. In Österreich ist dies die tiefste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg“, schreiben die Volkswirte in ihrem aktuellen Bericht. Grund für den drastischen Einbruch ist der gleichzeitige Einbruch auf allen Ebenen. So brach nicht nur die Nachfrage aus dem Ausland (Exporte) als auch jene der Unternehmen (Investitionen) ein.

Auch der sonst als stabilisierender Faktor fungierende private Konsum ging heuer durch den Lockdown zurück. Dieser ist zwar bereits weitgehend vorüber, dennoch bleibt eine Verunsicherung kombiniert mit einer erhöhten Arbeitslosigkeit, die bei vielen Österreichern zu einem geringeren verfügbaren Einkommen führt.

Tiefpunkt durchschritten

Die dadurch ausgelöste Rezession werde sich „im Wesentlichen auf das 1. Halbjahr 2020“ beschränken, falle in diesem kurzen Zeitraum aber „ausgesprochen tief“ aus. Es gibt zwar eine gute Nachricht: Der Tiefpunkt ist nach Ansicht der Wifo-Ökonomen bereits durchschritten und die „Erholungsphase eingeleitet“. Allerdings gebe es nach wie vor eine große Unsicherheit über die weitere Entwicklung. Vor allem „im Hinblickk auf den weiteren Verlauf der Pandemie“, heißt es. Wie berichtet mehren sich zuletzt ja in verschiedensten Ländern die Anzeichen einer zweiten Welle.

Dennoch erwarten die Ökonomen einen starken Rebound-Effekt: „Nach einem Rückgang um 7,0 Prozent 2020 dürfte die Wirtschaftsleistung 2021 um 4,3 Prozent zunehmen.“ Dieser Aufholprozess sei im historischen Vergleich „dynamisch“, reiche aber nicht aus, damit am Ende des Prognosezeitraums (per Ende 2021) das Vorkrisenniveau wieder erreicht wird.

Arbeitslosigkeit steigt

Das habe naturgemäß starken Einfluss auf den Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote werde heuer von 7,4 Prozent im Jahr 2019 auf 9,7 Prozent hochschnellen. Durch die wirtschaftliche Erholung im kommenden Jahr soll dieser Wert zwar wieder auf 8,9 Prozent zurückgehen, liegt damit aber immer noch deutlich über den Arbeitslosenquoten, die in den vergangenen Jahren üblich waren.

Und auch das Staatsbudget wird durch die Krise mehrfach belastet. Einerseits sinken die Steuereinnahmen aufgrund von Arbeitslosigkeit, weniger Konsum und geringeren Unternehmensgewinnen. Andererseits steigen die Kosten für die Krisenbekämpfung. Erwartete das Wifo im April noch ein Rekordminus von 7,4 Prozent, so soll laut der aktuellen Prognose Finanzminister Gernot Blümel heuer sogar ein Defizit in Höhe von 10,3 Prozent vorlegen. Und hier gibt es auch 2021 nur wenig Grund zur Freude. Denn auch im kommenden Jahr soll der negative Saldo bei den Staatsfinanzen sechs Prozent ausmachen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2020)

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