Über problematische Denkmäler in den eigenen vier Wänden.
Die Denkmalstürmerei in amerikanischen und europäischen Städten stellt mich vor ein Dilemma. Denn auch ich habe eine Büste in meiner Wohnung stehen, zwar nur zehn Zentimeter groß, dafür aber prominent positioniert in einer Vitrine.
Es handelt sich um den griechischen Philosophen Platon, einen alten weißen Mann, der nach den Standards der Generation Tugendwacht ziemlich viel Dreck am Stecken hat. Statt (Basis-)Demokratie propagierte er etwa die „Herrschaft der Besten“, einen elitären Philosophenzirkel, bestehend aus (weißen) Männern. Die Sklaverei hielt er für naturgegeben, von Frauen nichts. Dafür umso mehr von der Liebe zu Knaben. Leider ist sein Vortrag „Über das Gute“ verloren gegangen – der hätte ihn vielleicht rehabilitieren können.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Muss Plato in die Tonne, wenn ich ein guter Mensch sein will? Oder genügt es, ihn ins Eckerl zu stellen?