Der rote Wiener Wirtschaftsstadtrat wehrt sich gegen die von der grünen Vizebürgermeisterin Hebein vorgeschlagene autofreie Innenstadt. Vor der Wahl am 11. Oktober werde das auch nicht realisiert werden. Im Tourismus zu Coronazeiten ortet er eine „beängstigende Situation“.
Die Presse: Wie schlimm ist die durch Corona und den Lockdown bedingte Krise der Wiener Wirtschaft?
Peter Hanke: Die Lage ist in manchen Branchen sehr, sehr schwierig. Tourismus, Hotellerie und Nachtszene sind die am härtesten Betroffenen. Aktuell haben knapp ein Viertel in der Hotellerie geöffnet, im April und Mai gab es nahezu keine Umsätze. Das ist natürlich eine beängstigende Situation, die Lage wird sich auch erst 2021 entspannen. Das ist die Hoffnung.
Der Kreditschutzverband warnt sogar davor, Insolvenzen hinauszuzögern. Werden dadurch nicht tatsächlich die Probleme sogar vergrößert?
Künstlich zu warten ist sicher keine Ansage von mir. Aber ich rufe auf, das eigene Geschäftsmodell für die Nach-Corona-Zeit bestmöglich zu erhalten und wenn notwendig zu adaptieren. Es geht um Lieferantenketten, um Wertschöpfungsketten, um Personal- und Qualitätsstandards, die man sich in den guten Jahren erarbeitet hat. Und wir haben beste Jahre gesehen. 2019 konnten wir die sensationelle Umsatzmilliarde bei den Beherbergungsbetrieben erreichen und über vier Milliarden an Wertschöpfung im Tourismus. Für heuer erwarten wir 50 bis 60 Prozent Minus, wobei wir mit Jänner und Februar noch zwei Monate über dem Vorjahresniveau hatten. Wir haben über 80 Prozent ausländische Nächtigungen in Wien, und der arabische und amerikanische Markt werden noch länger betroffen sein. Das können wir mit österreichischen Touristen nicht kompensieren, so viele gibt es einfach nicht. Dennoch, es muss die Anstrengung geben, durchzuhalten. Das ist aber noch lange keine Insolvenzverschleppung.
Sind Sie mit der Performance der Bundesregierung im Umgang mit der Coronakrise noch immer so unzufrieden wie anfangs?